Die Rinder sind nicht schuld

Fleisch, ja oder nein? Die entscheidende Frage ist, wie wir wirtschaften

Wie gefährlich ist das Fleischessen?

Grundsätzlich wird angenommen: Wer viel Fleisch isst, hat ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Allerdings hat man dieses Risiko auch, wenn man insgesamt wenig Ballaststoffe zu sich nimmt. Das ist häufig miteinander verbunden, aber dennoch sind das zwei verschiedene Ursachen.

Allgemein lautet der Vorwurf, wer Fleisch isst, macht sich indirekt der Ausrottung des Regenwaldes schuldig.

Sagen wir mal so: Wer viel Fleisch aus konventioneller Produktion isst, wo also Kraftfutter, vorzugsweise importiertes, zugefüttert wird, der hat sicherlich da eine Aktie mit dran.

Stimmt es denn, dass die vielen Tiere das Klima sozusagen kaputtfurzen?

Alle Wiederkäuer sind Produzenten von Methan. Einige Agrarwissenschaftler behaupten sogar, dass Tiere, die auf der Weide stehen und Gras in sich reinstopfen, mehr Methan produzieren würden als solche, die Kraftfutter fressen. Aber schuld sind ja nicht die Rinder, sondern die Fans der 300-Gramm-Steaks.

Fleisch in Deutschland ist besonders billig.

Schon; aber in Österreich ist es teurer und trotzdem essen sie dort mehr. Die entscheidende Frage ist doch, wie wir wirtschaften. In der DDR gab es eine Gaststätten-Fleischeinwaage von 100 Gramm Frischgewicht pro Steak, in den heutigen Steakhäusern geht das los bei 180 Gramm, bis zu 500 Gramm. Wenn man die Preise dazu sieht, dann kann das nicht mit rechten Dingen zugehen.

Thomas Schröder, der Vorsitzende des deutschen Tierschutzbundes, hat vorgeschlagen, dass man eine Extraabgabe auf Fleisch erheben soll, damit es teurer und besser wird. Aber ist das noch demokratisch?

Die Idee einer Fleischabgabe oder einer Zuckersteuer ist nicht unbedingt unsozial, solange sie nicht in eine allgemeine Politik des Preissteigerns eingebettet ist. Man müsste parallel dazu gesunde Lebensmittel günstiger machen. Die Frage ist allerdings, ob sich die Abgeordneten im Bundestag lieber von Tierschützern überreden lassen oder lieber von der Fleischindustrie. Das werden wir dann sehen, wenn wirklich jemand mal so einen Vorschlag ins Parlament einbringt, die Grünen zum Beispiel, und wenn er dann doch nicht angenommen wird.

Und wie oft gab es bei dir in der Kindheit Fleisch?

Nicht so furchtbar oft. Höchstens dreimal die Woche.

Ich habe als Kind kaum etwas gemocht, aber Leber, die heute ja kaum noch jemand zu essen wagt, und sogar Spinat.

Ich habe lange Zeit nur die Soße gegessen und das Fleisch liegengelassen. Und mit Spinat kann man mich noch heute jagen.

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