Artenschutz wird Politikum

Nach dem dramatischen UN-Bericht versuchen sich G7 und Bundesregierung in Schadensbegrenzung

Die G7-Umweltminister haben sich auf Leitlinien zum Schutz der Artenvielfalt geeinigt. Das teilte der französische Ressortchef François de Rugy nach einem zweitägigen Treffen in Metz am Montagabend mit. Zuvor hatte der Weltrat für Biodiversität einen alarmierenden Bericht vorgestellt, laut dem rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind.

Die G7-Leitlinien sind nicht verpflichtend und nennen kein konkretes Ziel. In dem Papier heißt es lediglich, die Anstrengungen zum Schutz der Artenvielfalt müssten beschleunigt und intensiviert werden. Zudem sollten weltweit gültige Maßnahmen für die Zeit nach 2020 entwickelt werden. China richtet 2020 die nächste UN-Konferenz zur Artenvielfalt aus.

In der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten hat Frankreich derzeit die Präsidentschaft inne. Um dies zu unterstreichen, kündigte Präsident Emmanuel Macron eigene Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt an. Ziel sei die Eindämmung der Müll- und Plastikproduktion sowie der Verschwendung, sagte er. Umweltschützer kritisierten die Ankündigungen als schwammig.

Populär sind solche Maßnahmen allemal. Angesichts des Artensterbens messen die allermeisten Europäer einer Umfrage im Auftrag der EU-Kommission zufolge dem Naturschutz überragende Bedeutung zu. 96 Prozent von 27 000 EU-weit für das Eurobarometer Befragten sagten, es sei die Verantwortung der Menschheit, die Natur zu schützen. Ähnlich viele meinten, Artenvielfalt sei wesentlich für den Klimaschutz und trage zu Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen bei. In Deutschland halten sogar 98 Prozent Naturschutz für wichtig.

Auch in der Bundespolitik bewegt sich etwas. So verkündeten das Umwelt- und das Entwicklungsministerium den Beitritt Deutschlands zur Tropischen Waldallianz. Deren Ziel ist es, umweltfreundliche Lieferketten durchzusetzen. »Mit der Tropischen Waldallianz verpflichten sich immer mehr Unternehmen, keinen Wald mehr für unsere Produkte zu zerstören«, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Diese seien Lebensgrundlage für mehr als 1,6 Milliarden Menschen. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Tropenwaldabholzung stark zugenommen, um Flächen für die Produktion von Rohstoffen wie Palmöl, Soja und Rindfleisch zu schaffen.

In Deutschland selbst erneuerte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) ihre Forderung nach einem Verbot des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Dagegen sträubt sich das CDU-geführte Agrarministerium. Schulze forderte außerdem strenge Auflagen für alle Pestizide.

Unterdessen hat das Saarland für die am Mittwoch in Hamburg beginnende Umweltministerkonferenz eine Kampagne gegen Schottergärten gefordert. Dem Antrag haben sich Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern angeschlossen. Grundstücksbesitzer sollten darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre Gärten insektenfreundlich gestalten können. Die Kampagne könnte über das »Aktionsprogramm Insektenschutz« der Bundesregierung finanziert werden. Schottergärten gelten als pflegeleicht, aber schädlich für die Umwelt. Insekten finden dort keinen Lebensraum. Einige Städte in Hessen bereiten sogar ein Verbot solcher Gärten in den neuen Bebauungsplänen vor. Mit Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal