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Ein feiger Kompromiss

Oliver Kern kritisiert das Tönnies-Urteil des Schalker Ehrenrats

Bei Rassismus gibt es keine Kompromisse. Das dürfte bald auch den Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 klar werden. Dessen Ehrenrat kam nach stundenlanger Sitzung zum Urteil, dass sich der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies zwar der Diskriminierung schuldig gemacht habe, seine Aussagen über ständig Kinder produzierende Afrikaner aber nicht rassistisch gewesen seien. Dieses Urteil ist nicht nur falsch, das richtige hätte auch nach nur einer Minute gefällt werden können.

Wer mit kolonialistischen Vorurteilen ganze Völker darauf degradiert, nur mit dem Körper und nicht mit dem Kopf zu handeln, agiert rassistisch. Das wissen auch viele Fans, von denen einige nun ihren Vereinsaustritt angekündigt haben. Auch von der Politik prasselt die Kritik auf Schalke herab.

Mit dem Urteil wollte der Ehrenrat einen Kompromiss finden zwischen dem öffentlichen Druck und der Abhängigkeit vom finanzkräftigen Tönnies. Dass man ihn selbst die »Strafe« einer dreimonatigen Auszeit aussuchen ließ, ist weiterer Beleg für die Feigheit des aus fünf weißen Menschen bestehenden Ehrenrats. Die beleidigte Ehre von knapp einer Milliarde schwarzer Afrikaner spielte offenbar kaum eine Rolle. Dabei hätte man nur auf das prominente Vereinsmitglied Gerald Asamoah hören müssen. Der hatte genau dies beklagt und Konsequenzen gefordert. Die sind leider ausgeblieben.

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