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Bolivien driftet Richtung Bürgerkrieg
Martin Ling über eine weiße Konterrevolution
Die weiße Konterrevolution in Bolivien läuft. Kaum hatte die De-facto-Präsidentin Jeanine Añez ihr rein weißes Kabinett präsentiert und ein Dekret erlassen, das den Militärs Straffreiheit bei der Wiederherstellung der inneren Ordnung zusichert, wurde scharf geschossen: auf Anhänger des ins Exil nach Mexiko geflüchteten Evo Morales. Es gab mindestens fünf Tote.
Mit jedem Toten mehr driftet Bolivien in einen offenen Bürgerkrieg. Die Verantwortung dafür trägt nicht Evo Morales, dessen Amtszeit auch bei einer Wahlniederlage erst im Januar 2020 geendet hätte, sondern bei den rechten Kräften um Jeanine Áñez, die mit Hilfe des Militärs Fakten schufen und schaffen. Der Sturz von Morales war dabei nur der erste Schritt, die Restauration der alten Verhältnisse soll folgen. Dass auf den Demonstrationen der Rechten die Wiphala verbrannt wird, hat Symbolkraft: Es ist die Flagge der indigenen Plurinationalität, die erstmals in der Verfassung von 2009 anerkannt wurde.
Die De-facto-Regierung hatte offiziell einen einzigen Auftrag: Organisierung von Neuwahlen in 90 Tagen. Davon ist derzeit keine Rede mehr, die Gewalteskalation spielt Áñez und Co. dabei in die Karten. Bisher sind es nur soziale Bewegungen und indigene Organisationen, die sich der weißen Konterrevolution widersetzen. In Washington und Berlin bleibt es still.
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