Wirtschaft wittert Virusluft

Kurt Stenger über Forderungen zu Reaktionen auf den Coronavirus

Lobbyisten werden bekanntlich dafür bezahlt, dass sie jede sich bietende Gelegenheit nutzen, Politiker in ihrem Sinne zu beeinflussen. Für den Bundesverband der Deutschen Industrie ist der erste größere Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Europa die Chance, »wirtschaftspolitische Impulse« zu fordern. Zwar wird man nicht konkret, doch meinen die Unternehmen damit eigentlich immer Steuer- und Abgabensenkungen.

Doch wie groß ist die Bedrohung für die Industrie eigentlich? Wenn auf gestörte Lieferketten durch die Probleme in China verwiesen wird, darf man eines nicht vergessen: Die betroffene Produktion wird nur auf später verschoben und dann nachgeholt. Wie lange dies dauern wird, kann niemand seriös sagen. Der Verweis auf einbrechende Aktienkurse ist auch kein Beleg für eine aufziehende Wirtschaftskrise - er ist nur Beleg für Verunsicherung.

Was es braucht, ist, gut vorbereitet zu sein. Zuerst muss also das Gesundheitssystem in die Lage versetzt werden, eine mögliche Ausbreitung in Deutschland zu verhindern. Dem stehen vor allem die von der Wirtschaft eingeforderten Abgabenbegrenzungen, Kürzungen und Privatisierungen im Gesundheitsbereich im Weg, die viele Krankenhäuser in Bedrängnis gebracht und für den bekannten Pflegenotstand gesorgt haben. Dass dies zum Thema wird, wollen die Lobbyisten nicht: Sie wittern dank des Virus wieder Morgenluft.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.