Sehen so Sieger aus?
Das Friedensabkommen in Afghanistan ist eine Mischung aus Farce und Kapitulation, meint Philip Malzahn
Das Friedensabkommen zwischen USA und Taliban ist keine vier Tage alt, da haben Letztere angekündigt, den Kampf gegen die Regierung in Kabul wieder aufzunehmen. Zuvor wurde, als Bedingung Washingtons, gerade einmal eine Woche reduzierter Gewalt vereinbart. Die ist jetzt vorbei, und die Taliban wissen: Spätestens seit der Vertragsunterzeichnung am Samstag haben sie freie Hand.
Man kann zwar nicht behaupten, die Taliban hätten sich davor zurückgehalten. Nach 19 Jahren Krieg, 2400 toten US-amerikanischen Soldaten und zwei Billionen US-Dollar, die Washington in den afghanischen Boden versenkt hat, wollen die USA nur noch raus, und zwar schnell. Entsprechend konnten die Taliban bei den zweijährigen Friedensverhandlungen in Katar die meisten Bedingungen diktieren. Ihre zentrale Forderung: Keine Verhandlungen mit der »Marionettenregierung« in Kabul. Washington willigte ein. Und so durfte jene Regierung, die im Zuge der »Operation Enduring Freedom« 2001 nach US-amerikanischen Verständnis im »befreiten Land« eingesetzt wurde, zuschauen, wie die USA mit dem Erzfeind den eigenen Untergang besiegelte. Das Abkommen wird den Abzug aller US-Truppen aus Afghanistan bewirken. Aber eines wird es sicher nicht bringen: Frieden.
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