Die Stärke der Solidarität
Hans Modrow im Gespräch mit Volker Hermsdorf über Kuba
Es war wohl noch nicht alles gesagt, zudem hat sich inzwischen viel ereignet. Ergo haben Volker Hermsdorf und Hans Modrow sich zu einer Fortschreibung ihres 2015 erschienenen Gesprächsbandes »Amboss oder Hammer« entschlossen. Und das ist gut so.
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Volker Hermsdorf: Lektionen der Geschichte. Hans Modrow über Kuba, die DDR und die Perestroika. Wiljo Heinen, 130 S., br., 11 €.
Modrow, der im vergangenen Jahr in Havanna den Orden der Solidarität der Republik Kuba erhielt, betont, nicht zu jenen zu gehören, »die den Kubanern aus einer gesicherten, bequemen Position heraus wohlmeinende Ratschläge« geben. Sehr wohl aber seien Kubaner an ostdeutschen Erfahrungen, »auch an unseren Fehlern und Irrtümern« interessiert. Der seit 1970 mehrfach auf der Karibikinsel weilende ehemalige DDR-Ministerpräsident, der Tamara Bunke während ihres Studiums an der Humboldt-Universität in Berlin kennengelernt hat, als »eine sehr selbstbewusste, gesellschaftlich aktive junge Mitstreiterin«, »absolut kontaktfreudig, immer begeisterungsfähig«, reflektiert die Kuba-Krise und dankt den Kubanern, dass sie 1963 als erstes lateinamerikanisches Land die DDR anerkannten, »ein großer Beitrag der Solidarität«, mit dem die Hallstein-Doktrin durchbrochen wurde.
Modrow berichtet über Wirtschaftsbeziehungen und über die DDR-Jugendbrigaden, die 1974 eine Zementfabrik in Cienfuegos errichteten. Er informiert: »Bis zum Ende der DDR war die Milchversorgung für die Kinder in Kuba weitgehend gesichert, nach der Vereinigung kündigte die Bundesregierung diesen Vertrag einseitig auf.« Daraufhin rief die Arbeitsgemeinschaft Cuba Sí die Solidaritätskampagne »Milch für Kuba« ins Leben.
Kritisch setzt Modrow sich mit der feindseligen Haltung der USA gegenüber Kuba auseinander. Thema sind ebenso die Ereignisse 1989/90 in UdSSR und DDR - auf Kuba mit Sorge verfolgt. Ausführlich widmet sich Modrow aktuellen Problemen: »Kuba steht in einem Prozess, in dem es nicht nur darum geht, zu überleben, sondern auch darum, neue Kraft zu gewinnen, neue Stärke zu entfalten, um seine Souveränität und seinen Platz in der Völkergemeinschaft zu behaupten.«
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