Sport und Affären

personalie

Das deutsche Militär erhält einen neuen obersten Seelsorger: Bernhard Felmberg übernimmt im Oktober das Amt des evangelischen Militärbischofs. Felmberg hat eine äußerst wechselvolle Karriere hinter sich. Der 54-jährige Sohn eines West-Berliner Pfarrers promovierte in Theologie mit Bestnote, blieb in der Wissenschaft und ließ sich zum ehrenamtlichen Pfarrer ordinieren. Von 2000 bis 2002 war er Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU, danach ging es zurück in den Schoß der Kirche. Bis 2008 war er in der Landeskirche Berlin-Brandenburg für die Aus-, Fort- und Weiterbildung zuständig.

Dann wurde Felmberg Bevollmächtigter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei Bundestag, Bundesregierung und EU. Somit war er evangelischer Cheflobbyist im Bundestag. In einem Porträt über ihn, das 2012 im »Tagesspiegel« erschien, erklärte Felmberg sein Amtsverständnis folgendermaßen: »Mitkriegen, wann eine Idee heranreift, und die eigenen Vorstellungen möglichst schon dann einbringen, wenn die Idee noch nicht in Paragrafen gegossen ist.« 2013 stolperte Felmberg allerdings über »Fragen der Lebensführung«. Während er getrennt von seiner Frau lebte, soll er Affären mit zwei Mitarbeiterinnen gehabt haben. Er musste seinen Stuhl räumen. Doch in der Politik gab es eine Verwendung für ihn. Felmberg wurde im Entwicklungshilfeministerium aufgenommen und stieg dort zum Leiter der Zentralabteilung auf. Sein Hauptthema dort: »Fairer Handel«. Im Bereich der Textilindustrie verteidigte er die Abschwächung von Nachhaltigkeitskriterien, weil man so mehr Hersteller mit ins Boot bekäme und die Marktmacht der Großen wichtig sei.

Felmbergs Leidenschaft neben der Politik ist der Sport. Im Namen der EKD begrüßte er das Comingout des homosexuellen Fußballspielers Thomas Hitzlsperger. Beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin hat er 2006 die »Hertha-Kapelle« eingeführt. Dort hält er regelmäßig Andachten vor den Heimspielen ab. Sebastian Weiermann

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal