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Die kalkulierende Trump-Gegnerin
Die US-Republikaner haben Liz Cheney aus der Fraktionsführung entfernt - die Konservative stellt sich offen gegen Trump
Liz Cheney hat sich für die große Geste entschieden und kalkuliert, dass sie eines Tages dafür belohnt wird. »Ich werde verhindern, dass Donald Trump je wieder in die Nähe des Weißen Hauses kommt«, verkündete sie noch am Mittwoch. Da war sie ihres Postens als Fraktionsvorsitzende enthoben worden. Nur 16 Minuten hatte die lediglich mündliche Abstimmung in der Republikaner-Fraktion gedauert.
Es war der vorläufige Höhepunkt der bisherigen Kampagne gegen die Abgeordnete aus Wyoming, die sich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder gegen die »große Lüge« gestellt hatte, bei der US-Wahl habe es massiven Wahlbetrug zuungunsten von Donald Trump gegeben. Nach der Erstürmung des Kapitols Anfang 2021 hatte die gelernte Anwältin als eine von nur zehn Republikanern für das zweite Impeachment von Donald Trump gestimmt.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Im Februar war ein Antrag auf die Abwahl der Nummer drei in der Partei noch knapp gescheitert. Schon gegen Ende der Trump-Präsidentschaft hatte sich Cheney – die sich auch diese Woche als prinzipientreue Konservative inszenierte – immer wieder besonders ihren Wurzeln als neokonservative Außenpolitikerin gemäß Trumps Politik kritisiert. Ihr Familienname – ihr Vater Dick Cheney war von 2001 bis 2009 Vize-Präsident unter George W. Bush, ist filmisch verewigt als diabolischer Strippenzieher im Hintergrund – hat in konservativen Zirkeln Gewicht, erlaubte ihr lange Zeit eine gewisse Unabhängigkeit in einer Partei, die sich in den letzten Monaten und Jahren immer vollständiger Trump unterworfen hat.
Nun wollen Trumpisten ihr bei der Zwischenwahl 2022 per Vorwahlherausforderung auch ihr Parlamentsmandat abnehmen. Die kampfeslustige Antwort von Cheney darauf: »Versucht es doch«. Das Kalkül der Regime-Change-Politikerin, die unter George Bush in verschiedenen Positionen im US-Außenministerium arbeitete, ist, dass die Republikanische Partei vor 2022 zu Sinnen kommt und sich nicht länger von Donald Trump bestimmen lässt und erkennt das Trump mehr elektorale Belastung denn Hilfe ist und sie sich dann an die Spitze einer reformierten Partei setzen kann.
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Die Hoffnung darauf ist auch der Grund, warum liberale Journalisten sie nun zur heldenhaften Verteidigerin der Demokratie hochstilisieren - nicht nur in den USA. Die Realität ist viel banaler. Das Abstimmungsergebnis zeigt: Mindestens vorerst hat der Trumpismus die Partei fest im Griff. Establishment-Vertreter wie Cheney können politisch nur überleben, wenn sie sich nicht offen gegen den Ex-Präsidenten stellen.
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