Industrie will willkommen sein

Unternehmensverbände: Region braucht Digitalisierung und Bildung

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Botschaften an die Berliner Abgeordneten im Superwahljahr 2021 mehren sich. Auch die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) nehmen aktuell die Gelegenheit wahr und fordern Aufmerksamkeit für die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion im Hinblick auf die zukünftige Legislatur. Die Bewältigung der Coronakrise ist dabei nachrangig, denn auch bei den UVB geht man vor dem Hintergrund pandemiebedingter Einbrüche grundsätzlich von einem kräftigen Aufschwung der Gesamtwirtschaft im Jahr 2021 aus.

Man wolle sich, so Sven Weickert, Geschäftsführer der UVB, auf die nötigen Weichenstellungen verständigen, mit denen die Wirtschaft in Berlin und Brandenburg nicht nur krisenfester, sondern auch in dreifacher Hinsicht nachhaltiger gestaltet werden könne: ökologisch, sozial und ökonomisch. Ein dafür nötiges innovatives Wirtschaftsklima sei kein Selbstläufer, betont Weickert. Neben dem Freiraum für »Kreativität und Erfindergeist« müsse eine industriefähige digitale Infrastruktur, die digitale Produktion und digitale Geschäftsmodelle ermögliche, bereitgestellt werden. Weiterhin müsse das Bildungssystem in der Lage sein, Schüler*innen auf die Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt vorzubereiten. Berlin, so der Wirtschaftsvertreter, sei im Bereich von Wissenschaft und Start-Up-Unternehmen bereits »Hauptstadt der Künstlichen Intelligenz«, der Bereich der digitalen Infrastruktur und Daseinsvorsorge bleibe dahinter hingegen weit zurück.

Welche Lücken es bei der Digitalisierung noch zu füllen gilt, haben nicht zuletzt die Erfahrungen vieler Berliner*innen während der Pandemie offenbart. Die privaten Unternehmen bewerten die Schwächen von Bildungspolitik und digitaler Ausstattung ähnlich kritisch: Zwischen den Schulnoten 3 (mittel) und 4 (ausreichend) liegen die Beurteilungen laut einer UVB-Umfrage. Schlechter sieht es aus Sicht der beteiligten Firmen nur noch bei der politischen Unterstützung, bei Vergabe- und Verkehrspolitik sowie der Wohnungspolitik aus. Dass die Wirtschaftsverbände aus ihrer feindseligen Haltung gegenüber regulativen Elementen in der Wohnungspolitik keinen Hehl machen, ist beileibe kein Geheimnis. Bei Vergabefragen und der Bereitstellung von Flächen wird man im Falle, dass die rot-rot-grüne Regierung ihre Koalition fortsetzt, bei den Schwerpunkten Mobilitätswende und Klimaneutralität auch weiterhin aufeinander zugehen müssen. Die Wirtschaft zeigt sich hier zugänglich. Klar ist auch: ohne sie wird die Transformation auch nicht zu bewältigen sein.

»Wir müssen die Rahmenbedingungen einer Willkommenskultur für die Industrie in der Region klären«, betont Weickert gegenüber dem »nd« das Hauptanliegen an die Berliner Politik der zukünftigen Legislatur.

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Denn die einzelnen Branchen werden von dem 2021 erwarteten Aufschwung höchst unterschiedlich profitieren, erklärt Christian Böllhof vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Prognos. Während Gastgewerbe und Hotellerie demnach im Jahr 2025 wieder auf das Vorkrisenniveau (2019) zurückkehren werden, kann die Automobilindustrie dies erst für 2026 erwarten.

Seine Vorstellungen, wie gerade die Unternehmen der gebeutelten Industrieproduktion über das Jahr 2021 »zurück ins Leben« finden können, hat der Unternehmensverband zuletzt in einer Broschüre zur Wahl im Berliner Abgeordnetenhaus konkretisiert: mit Förderprogrammen, die Liquidität sichern, weniger Bürokratie und einer konsequente Nutzung der Konjunkturprogramme des Bundes.

Dann könne es mit großen Schritten auch in Sachen Transformation vorangehen.

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