Gutes Klima für heiße Zeiten

Berichtsentwurf des Weltklimarats prognostiziert Hitzewellen, Hunger und Verlust von Lebensräumen

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Aussagen sind eindeutig: »Das Leben auf der Erde kann sich von einem drastischen Klimaumschwung erholen, indem es neue Arten hervorbringt und neue Ökosysteme schaff. Menschen können das nicht.« Diese Sätze finden sich in der 137-seitigen technischen Zusammenfassung eines Berichtsentwurfs des Weltklimarats IPCC mit den vorläufigen Ergebnissen der IPCC-Arbeitsgruppe II, die die Folgen der Erderwärmung beleuchtet.

Das Papier wurde mutmaßlich geleakt, um vor dem UN-Biodiversitätsgipfel im Oktober und der UN-Klimakonferenz im November den Ernst der Lage der Weltöffentlichkeit noch einmal drastisch vor Augen zu führen: Dutzende Millionen Menschen mehr werden aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten unter Hunger, Dürre und Krankheiten leiden - dieses Szenario skizziert der Berichtsentwurf, den die Nachrichtenagentur AFP vorab exklusiv einsehen konnte.

Auf 4000 Seiten zeigen die mehr als 700 Autoren unter anderem auf, wie sich die Erderwärmung auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Durch die steigenden Temperaturen nimmt der Nährstoffgehalt der Nutzpflanzen dem Berichtsentwurf zufolge ab. Der Proteingehalt von Reis, Weizen, Gerste und Kartoffeln werde voraussichtlich um 6,4 bis 14,1 Prozent sinken, wodurch fast 150 Millionen Menschen zusätzlich unter Proteinmangel leiden könnten.

Da extreme Wetterereignisse wegen des Klimawandels zunehmen, steigt laut IPCC die Gefahr, dass die Ernten in mehreren Kornkammern der Welt gleichzeitig ausfallen. Die Autoren rechnen mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise bis zur Mitte des Jahrhunderts um fast ein Drittel, wodurch weiteren 183 Millionen ärmeren Menschen Hunger drohe.

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Etwas mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung leidet bereits jetzt unter einer unsicheren Wasserversorgung. Die Berichtsautoren halten es für wahrscheinlich, dass zwischen 30 und 140 Millionen Menschen in Afrika, Südostasien und Lateinamerika bis 2050 zu Binnenvertriebenen werden könnten. Bis zu drei Viertel der Grundwasservorräte - die Hauptquelle für Trinkwasser für 2,5 Milliarden Menschen - könnten bis zur Mitte des Jahrhunderts versiegen - unter anderem durch das rasche Abschmelzen der Gebirgsgletscher. »Wassermangel ist eines der Probleme, mit denen unsere Generation sehr bald konfrontiert sein wird«, sagt Maria Neira von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). »Es wird massive Vertreibungen geben, massive Migration, und wir müssen all das als ein globales Problem behandeln.«

Mit der Erderwärmung breiten sich Mücken und andere Arten aus, die Krankheiten wie Dengue übertragen. Die Gefahr von Malaria und Borreliose werde zunehmen, außerdem würden klimabedingt mehr Kinder an Durchfallerkrankungen sterben. Mit AFP

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