Schwul, sensibel und spirituell

Marcus Urbans Weg vom »Versteckspieler« zum Bekenntnis

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 2 Min.

Der schwule Ex-Fußballer Marcus Urban zeigt dieser Tage, dass die evangelische Kirche hierzulande tatsächlich fortschrittlicher ist als die hiesige Ersatzreligion. Denn während sich Urban als Mittelfeldspieler in den 1990er Jahren aufgrund des im deutschen Profifußball herrschenden homophoben Klimas nicht traute, sich zu outen, lässt er sich an diesem Freitag von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sogar öffentlich taufen.

Der 1971 in Weimar geborene Urban durchlief die DDR-Fußballnationalmannschaften verschiedener Altersklassen. Später war er Nachwuchsspieler beim FC Rot-Weiß Erfurt und stand kurz davor, in dessen Zweitliga-Profimannschaft einzusteigen. Doch dazu kam es nicht, weil er dem Druck, seine Homosexualität noch weiter unterdrücken und verleugnen zu müssen, nicht mehr standhalten wollte. »Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft für diese Fußballwelt«, sagte er einmal über diese Entscheidung. Und: »Ich hätte dort mit meiner Sensibilität nur sehr schwer bestehen können. Also habe ich mir gedacht: Ich kann auch noch andere Dinge - und habe studiert.« Im Jahr 2000 schloss er dieses Studium als Diplom-Ingenieur ab, outete sich aber erst acht Jahre später in seiner Biografie mit dem Titel »Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban«.

Zur Kirche hat Urban schon länger einen Bezug, er arbeitet unter anderem als Sportbeauftragter im evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte. Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz will nun an diesem Freitag um Vergebung wegen der Diskriminierung queerer Menschen bitten. Bei dem dazu am Vorabend des diesjährigen Christopher Street Days in Berlin stattfindenden Gottesdienst will Urban mit seiner Taufe der Hölle entgehen, wie es der evangelische Glaube besagt.

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