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Studie: Klimawandel macht Wetterereignisse extremer

Mittelwerte bei der Beurteilung von Regen, Hitze und Unwettern sind kein zuverlässiger Indikator

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Ein internationales Forscherteam warnt vor einer weltweit steigenden Zahl von Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels. Ungefähr zwei Dritteln des Festlandes stünden ein nasseres und zugleich schwankenderes Klima bevor. Der Unterschied zwischen extrem trockenem und extrem nassem Wetter werde dort somit größer. Ein Drittel der Landfläche werde dagegen trockener, heißt es in der Studie, die im Fachjournal »Science Advances« veröffentlicht wurde. Der Anstieg von extremen Niederschlagsereignissen stelle eine zusätzliche Bedrohung für die Infrastruktur und für die Gesellschaft allgemein dar.

Der Erderwärmung mache das Klima vor allem unausgeglichener - »extremer sowohl in den nassen als auch in den trockenen Zuständen«, schreiben die Autoren um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

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»Der Wasserkreislauf intensiviert sich mit der Klimaerwärmung, wobei der Niederschlag im globalen Mittel pro Grad Temperaturerhöhung um 1 bis 3 Prozent steigt«, schreiben die Autoren mit Verweis auf frühere Studien. Doch das geschehe keineswegs gleichmäßig. Extreme Niederschläge könnten noch stärker zunehmen, wenn in den Regionen genügend Wasser in der Atmosphäre vorhanden sei. Denn der mögliche Wassergehalt in der Atmosphäre könne nach einer lange bekannten Gleichung pro Grad um 6 bis 7 Prozent zunehmen, weshalb dann auch mehr Regen möglich sei.

Feuchte Regionen werden den Autoren zufolge vor allem variabler, das heißt es gibt unter anderem mehr starke Niederschläge. Das gelte etwa für die Region des indischen Monsuns.

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Etwa ein Drittel der Landfläche werde trockener, jedoch nicht alle Regionen in gleicher Weise. Zu den trockener werdenden Gebieten mit zugleich mehr Wetterschwankungen zählen die Autoren unter anderem Südwesteuropa und das südliche Afrika. Dort steige das Risiko für Dürren und knappe Wasserressourcen. In der ebenfalls trockener werdenden Mittelmeerregion und dem Amazonasgebiet werde der Wasserkreislauf immer schwächer mit immer geringeren und weniger variablen Niederschlägen. Diese Einschätzungen seien wichtig, damit sich Landwirtschaft und Wassermanagement darauf einstellen könnten.

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Eine Rolle bei den Witterungsextremen spielten Veränderungen im sogenannten Jetstream, sagte der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der Deutschen Presse-Agentur. Dieser funktioniere wie ein Motor, der in der oberen Atmosphäre die Hoch- und Tiefdruckgebiete über Europa hinwegbewegt. Angetrieben werde er durch den Temperaturunterschied zwischen Äquator und Arktis.

»Der Motor wird aber schwächer, weil sich die Arktis wegen des Klimawandels stärker erwärmt als der Äquator«, so Hattermann. Das könne etwa zu länger anhaltenden Wetterlagen in einem Gebiet führen. »Ein langanhaltendes Wetter mit viel Niederschlägen führt dann zu Hochwassern, ein langanhaltendes Wetter ohne Regen zu Trockenheit und Dürren.«. Die Gefahr habe zuletzt etwa die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verdeutlicht.

Die Studie zeige, dass man sich in der Betrachtung nicht allein auf Mittelwerte konzentrieren könne, sagte Hattermanns PIK-Kollege, der Meteorologe Peter Hoffmann. Wichtig sei demnach zu schauen, wie sich Werte zusammensetzen. »Das macht die Wahl richtiger Schutzmaßnahmen so kompliziert, weil man seltener den mittleren Verlauf erwarten kann, sondern eher die Extreme.« dpa/nd

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