Ein Versagen, das nicht endet

Zwei Monate nach dem Ende der Luftbrücke fehlen weiterhin Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Zwei Monate sind vergangen, seit die Luftbrücke aus Afghanistan endete. Zwei Monate, in denen das Versagen der Länder, die sich überhastet und unkoordiniert aus dem Land zurückgezogen haben, weitergeht. Und weiter. Und weiter ...

Noch immer gibt es keine Möglichkeiten für Afghaninnen und Afghanen, das Land legal zu verlassen. Und die wenigen, die es trotzdem schaffen, sind nirgends willkommen. Die Vorwürfe von Amnesty International wiegen schwer, auch wenn der Skandal schon bekannt ist: illegale Pushbacks an Europas Grenzen. Schutzsuchende werden nicht nur aktiv an der Einreise gehindert, sondern ihnen wird auch Völkerrecht verwehrt, indem die Afghaninnen und Afghanen, die es über die Grenze geschafft haben, gewaltsam wieder zurückdrängt werden. Eigentlich müsste ihnen nach internationalem Recht die Möglichkeit zustehen, ein Asylgesuch zu stellen.

Zwei Monate sind seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vergangen, und das skandalöse Versagen der Länder, die viele ihrer afghanischen Helferinnen und Helfer schutzlos und ausgeliefert zurückgelassen haben, geht einfach weiter. Die wirtschaftliche und humanitäre Lage im Land ist unter den neuen Machthabern der Taliban desolat. Doch zu viel mehr als warmen Worten haben es die Länder nicht gebracht, die ihre Truppen aus Afghanistan abgezogen haben.

Das Versagen in Afghanistan und die menschenfeindliche Politik der Festung Europa - das sind zwei Seiten derselben Medaille. Im Versagen nach dem Truppenabzug wird deutlich, dass es den Nato-Ländern nicht um die Menschen ging. Sie bleiben zurück, während in der Europäischen Union steigende Flüchtlingszahlen für politische Unruhe sorgen. Für die Afghaninnen und Afghanen fühlt sich hier niemand zuständig. Der Skandal, er geht immer weiter.

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