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Mit Trommeln und vollem Gesang gegen den Rekordmeister

Zum Spiel zwischen dem 1. FC Union und den angeschlagenen Fußballern des FC Bayern kehren die Ultras in die Alte Försterei zurück

Für den 1. FC Union war es eine wirklich gute Woche - und zum Ende erwartet die Berliner ein Höhepunkt. Vergessen sind die erschütternden Erlebnisse der Vorwoche rund um das Spiel in der europäischen Conference League bei Feyenoord Rotterdam natürlich noch nicht: Die Gewalt gegnerischer Fans, das bedenkliche Verhalten der Polizei und die katastrophale Organisation vor Ort durch Stadt und Verein sind noch in der Aufarbeitung. Dem ärgerlich späten Stuttgarter Gegentor zum 1:1 am vergangenen Sonntag in der Bundesliga folgte am Mittwochabend dann ein wichtiger Sieg: Mit dem 3:1 bei Waldhof Mannheim erreichte Union in der Verlängerung das Achtelfinale im DFB-Pokal.

Die beste Nachricht ereilte den Verein am Montag. Nach Verhandlungen mit dem Berliner Senat darf der 1. FC Union sein Stadion nun zu 75 Prozent auslasten. So werden an diesem Sonnabend 16 500 Zuschauer in der Alten Försterei erwartet - und das gegen den FC Bayern München. Besonders ist nicht nur der Gegner, die Rahmenbedingungen sind es auch. Denn in den bislang zwei Heimspielen gegen den Rekordmeister in der Bundesliga musste Union coronabedingt jeweils vor leeren Rängen spielen.

Ob man die Vorreiterrolle des Köpenicker Klubs in Sachen Zuschauerzulassung in allen Teilen der Argumentation unterstützenswert findet oder nicht: Fest steht, dass er schon lange an tragfähigen Konzepten arbeitet, die eine Rückkehr von Menschen in den gesamten Kulturbetrieb zum Ziel haben. Am Sonnabend hätten sogar noch mehr Fans kommen können, wenn Union die restriktivere 2G-Regelung anwenden würde. Der Verein ist aber gegen diesen systematischen Ausschluss von Menschen und heißt somit nicht nur Geimpfte und Genesene, sondern auch Getestete in der Alten Försterei willkommen.

Unterstützt wird der 1. FC Union dabei von seiner aktiven Fanszene, die - wie bundesweit fast alle - bislang den Besuch von Spielen boykottierte. Das Motto: »Alle oder keiner!« Am Dienstag meldeten sich die drei großen Ultragruppierungen »Wuhlesyndikat«, »Teen Spirit Köpenick« und »Hammer Hearts« in einer gemeinsamen Erklärung zu Wort. Dort heißt es: »Für das kommende Heimspiel gegen den FC Bayern sind die Bedingungen nun für uns für ein organisiertes Auftreten im Stadion hinnehmbar. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen und den Verein bei seinem Weg zur Vollauslastung unterstützen.«

Mit Trommeln und vollem Gesang geht es also gegen den Rekordmeister. Dennoch bleibt der Support von den Rängen der Alten Försterei eingeschränkt. Weil eben noch keine Vollauslastung gestattet ist, verzichten die aktiven Fans auf Gruppenfahnen und Choreografien. Und sie fordern: »Gleiches Recht für Alle! Gästefans müssen ebenso annehmbaren Bedingungen in unserem Wohnzimmer ausgesetzt sein.« Das heißt: Die üblichen zehn Prozent des zugelassenen Kartenkontingents sollen dem Münchner Anhang zur Verfügung stehen und die Daten zur notwendigen Personalisierung der Tickets sollen allein bei ihrem Verein bleiben.

Ob das Spiel auch aus sportlicher Sicht ein Fest für Union wird, bleibt abzuwarten. Aber selbst dafür sind die Voraussetzungen nicht die schlechtesten. Einerseits sind die Berliner Fußballer mit 21 Heimspielen in Folge ohne Niederlage die besten in der Bundesliga. Andererseits reist ein schwer angeschlagener Gegner an: Das 0:5 am Mittwoch in Mönchengladbach war die höchste Niederlage des FC Bayern im DFB-Pokal. In München suchen sie dafür noch immer nach Erklärungen.

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