Land unter an der Themse

Peter Steiniger über den Kampf des britischen Premiers um sein Amt

Sind Boris Johnsons sieben Leben bald aufgebraucht? Während seiner Regierungszeit hat ein Skandal den anderen abgelöst, doch stets kam der Windbeutel davon. Ob das »Partygate« ihm das Genick bricht? In der eigenen Partei rumort es heftig, etliche Tory-Abgeordnete haben wenig Lust, mit Johnson unterzugehen und setzen auf Königsmord - auch solche, die in seinem Windschatten gesegelt sind. So ist das in dem Geschäft. Sein früherer Strippenzieher und Chefdemagoge, der Heuchler Dominic Cummings, wetzt ohnehin das Messer. Viel hängt davon ab, welche Munition der Untersuchungsbericht zur Affäre um die Corona-Partys in Downing Street 10 noch liefert. Die Doppelmoral des Johnson-Klüngels ist schlecht fürs Image, doch für eine Ehrenrettung ist es bei den Tories ohnehin zu spät: Zu sehr haben sie sich Johnsons Exzessen und seinem gestörten Verhältnis zur Welt der Fakten ausgeliefert. Gerade mit seiner Exzentrik wurde er zur zentralen Figur des rechten Brexit-Populismus. Dafür, dass der vorgebliche Anti-Politiker nur ein Upperclass-Aufschneider ist, zahlen die Briten längst den Preis.

Die vorgezogene Ankündigung der Aufhebung der Corona-Regeln ist eine Flucht des Egomanen nach vorn. Bald dürfen auch die »Normalsterblichen« wieder feiern: Johnson & Co. haben wohl nur etwas früher losgelegt.

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