Auge und Ohr in der Fabrik

Die Gewerkschaft muss die Arbeitsbedingungen bei Tesla gut beobachten

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die IG Metall ist nicht für große Kompromissbereitschaft bekannt. Wenn es um die Arbeitsbedingungen in der Industrieproduktion geht, stehen sie im Fall von kämpferischen Belegschaften einiges mit diesen durch und lassen sich von herrischen Gesten der Betriebs- und Firmeneigner selten ins Bockshorn jagen. Aber im Fall der Tesla-Autofabrik, sollte sie tatsächlich in der Größenordnung Realität werden, wie der nicht zu Bescheidenheit neigende Firmenchef es vorgibt, ist nicht ausgemacht, ob es gelingen wird, hier von vornherein bei den Arbeits- und Entgeltbedingungen ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Allein ob der schieren Menge an Beschäftigten, die dort vermutlich in den kommenden Jahren zu Tausenden im Schichtdienst in die Fabrikanlagen strömen werden, aus denen man derzeit selten tatsächliche Bilder zu sehen bekommt, muss zunächst geschaut werden, wie diese zu erreichen sind. Die Eröffnung des IG-Metall-Büros in Fabriknähe zeigt: Der Bedarf ist da.

Zumal bislang einiges darauf hindeutet, dass die Kandidat*innen des ersten gewählten Betriebsrats eher organisationsfern und nicht als Beschäftigtenvertretung agieren werden. Von Elon Musk ist dazu ebenfalls nichts zu vernehmen, denn klimafreundliche Elektroautos hin oder her: Ob diese zu fairen Bedingungen hergestellt werden, steht auf einem anderen Blatt. Noch ist Greenwashing - das Verstecken miserabler Arbeitsbedingungen hinter einem hehren Produkt - nicht aus der Mode gekommen. Gewerkschaften sind da ein unliebsames Hindernis. Wie sich der Umstand auswirkt, dass sich eine Belegschaft neu zusammenwürfeln muss, die mit internationalen IT-Fachkräften und Produktionsmitarbeiter*innen aus der Region unterschiedlicher nicht sein kann, wird sich zeigen. Die IG Metall tut also gut daran, Auge und Ohr in der Tesla-Fabrik zu haben.

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