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Einst in Ahlen
Wolfgang Hübner über den Neuanfang der CDU mit Friedrich Merz
Ob bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten der Ortsname Ahlen eine Rolle spielte, wurde nicht mitgeteilt. Sinnvoll wäre es gewesen. Denn auf dieser Klausur war der neue CDU-Chef Friedrich Merz zu Gast, der erstens eine Phase der Gemeinsamkeit mit den bayerischen Parteifreunden einläuten und zweitens die Union zu alter Stärke führen will.
Was von Merz zu erwarten ist, steht im Gegensatz zu manchem, was vor genau 75 Jahren, am 3. Februar 1947, im Ahlener Programm der CDU formuliert wurde. Das kapitalistische Wirtschaftssystem sei den Lebensinteressen des Volkes nicht gerecht geworden, hieß es da auch angesichts der ungeheueren Verheerungen des Zweiten Weltkriegs. Mancher hielt das damals schon für sozialistisch. Seitdem vergingen etliche Jahrzehnte, und der Kapitalismus blieb für die Union immer alternativlos. Viele, die über eine vermeintliche Sozialdemokratisierung der Union in der Merkel-Ära klagten, erwarten von Merz einen straffen Konservatismus in jeglicher Hinsicht. Und Merz, der Mann des großen Geldes, wird das liefern.
Inhalt einer sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung könne »nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben« sein, hieß es einst in Ahlen. Darüber können Merz und seine Jünger nur müde lächeln.
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