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Überflüssige Euro-Krise
Kurt Stenger über den baldigen Abgang des IWF aus Griechenland
Wenn Staaten ihre Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) begleichen, ist es meist auch ein Befreiungsschlag. Sie haben wieder Verfügungsgewalt über ihre öffentlichen Haushalte, ohne Auflagen erfüllen oder sich vor IWF-Kontrolleuren rechtfertigen zu müssen. Im Falle von Griechenland, das bis Ende März die letzten Kredite abzahlen will, sieht es anders aus: Der Vorgang ist nur eine Formalie. Dank der Rückendeckung der mächtigen Europäischen Zentralbank (EZB) ist Athen längst wieder begehrter Akteur auf dem Markt für Staatsanleihen, obwohl die Verschuldung hoch ist und die Pandemie ihre finanziellen Spuren hinterlassen hat. Dies zeigt zweierlei: Auf den Finanzmärkten geht es weniger um harte Zahlen als um Macht. Und Zentralbanken bringen Stabilität ins spekulative Chaos.
Daraus folgt aber auch die Erkenntnis, dass die Euro-Krise vor zehn Jahren durch rechtzeitiges und entschiedenes Eingreifen der EU-Partner und der EZB nie hätte stattfinden müssen. Stattdessen sollte ein Exempel statuiert werden: Man zwang Griechenland in ein Sparkorsett nach IWF-Schema, das die finanzielle Gesundung noch behinderte, und die Griechen zu bitteren Entbehrungen, für die es nicht einmal eine monetäre Rechtfertigung gibt. Bleibt zu hoffen, dass sich so etwas nicht wiederholt.
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