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Autoritär

Nayib Bukele hat sich offenbar mit den Straßengangs überworfen

Er bezeichnet sich selbst als »coolsten Diktator der Welt« - El Salvadors Präsident Nayib Bukele. Im Rekordtempo hat der 40-Jährige, der 2019 die Amtsgeschäfte übernahm, El Salvador autoritär umgebaut, das Verfassungsgericht komplett neu besetzt und die Wirtschaft mit öffentlichen Geldern auf Interessen seiner Familie und befreundeter Kreise ausgerichtet. Nach kurzer Vorbereitung führte El Salvador am 7. September 2021 den Bitcoin als zweites legales Zahlungsmittel neben dem US-Dollar ein, eine eigene Währung hat El Salvador seit 2001 nicht mehr.

Bukeles Popularität beruhte bisher vor allem darauf, dass er die offizielle Mordrate massiv zu drücken vermochte. 2015 lag die Zahl der Morde pro 100 000 Einwohner noch bei 103, im vergangenen Jahr waren es laut Regierung 18. Ob die offiziellen Zahlen stimmen, ist fraglich, die Tendenz aber war klar: Das Morden durch die berüchtigten Straßengangs (Maras) ging lange Zeit zurück. Und es war sein Pfund im Präsidentschaftswahlkampf, da er sich als Bürgermeister in der Hauptstadt San Salvador seit 2015 maßgeblich diesen Rückgang zuschreiben konnte, der in seiner Präsidentschaft anhielt - bis März 2022.

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Bukeles neueste Erfolgsmeldungen beziehen sich nicht auf sinkende Mordraten, sondern auf steigende Verhaftungsraten. »Mehr als 11 000 Terroristen in nur 19 Tagen gefasst. Wir machen weiter«, schrieb er am Gründonnerstag auf Twitter. Nachdem an einem einzigen Wochenende 87 Menschen ermordet wurden, verhängte Bukele am 27. März den Ausnahmezustand und sagt seitdem den Maras den Kampf an, mit denen er seit seiner Bürgermeisterzeit - so wird gemutmaßt - paktiert hatte, um die Mordrate zu senken und seine Popularität zu steigern. Populär ist sicher bei vielen jetzt auch die harte Hand gegen die Gang-Mitglieder - der Bitcoin ist es weit weniger. Seit seiner Einführung mehren sich die Straßenproteste gegen Bukeles autoritären Kurs. Die neue Gewaltspirale könnte sie weiter befeuern.

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