Die Alternative wäre Streik

Das Verständnis für eine Kita-Streik unter der Elternschaft könnte sich in den letzten Monaten vielleicht vergrößert haben

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Gewerkschaften machen keinen Hehl daraus, dass sie nicht wirklich zufrieden sind mit der Tarifeinigung für die Beschäftigten in den kommunalen Sozial- und Erziehungsdiensten. Doch über die Bockigkeit des Verhandlungspartners zu schimpfen ist die eine Sache. Die andere Seite ist, sein Angebot dann letztlich doch anzunehmen.

Es hätte immer noch eine Alternative zu diesem eher mauen Verhandlungsergebnis gegeben – nämlich zu streiken. Davor sind die Gewerkschaften jedoch zurückgeschreckt. Sie haben befürchtet, dass ihnen dann das Unverständnis der vereinten Elternschaft entgegengeschlagen wäre. So beließen sie es lieber bei Aktionen und Warnstreiks im Rahmen der Verhandlungen und akzeptierten ein Ergebnis, das nur bedingt Entlastung für die Beschäftigten bringt.

Dabei haben die letzten Monate in der Pandemie vielleicht doch die Ausgangslage verändert. Es wurde offenbar, unter welch krank machendem Druck die Kita-Beschäftigten schuften. Gleichzeitig dürften so manche Eltern durchaus mehr Respekt für deren Arbeit haben, nachdem sie in Zeiten der pandemiebedingten Kita-Schließungen mal selber länger auf ihre Kinder aufpassen mussten.

Insofern könnte in der vereinten Elternschaft durchaus mittlerweile mehr Verständnis für einen Streik herrschen. Denn auch sie müsste wissen, dass mehr und zufriedenere Kita-Beschäftigte auch für ihre Kinder und sie besser sind. Zumal andererseits durch mehr Homeoffice und die Pandemieerfahrungen eine geschlossene Kita ein wenig an Schreckenspotenzial verloren hat. Insofern sollten sich die Gewerkschaften die Alternative zu streiken durchaus offenhalten. Wenn nicht für diese, dann für die nächste Tarifrunde.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.