Vonovia macht Gewinnsprung mit Mieten

Linke im Bundestag fordert angesichts hoher Inflation bundesweiten Mietenstopp

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutschlands größter Immobilienkonzern macht mit der Vermietung seiner Wohnungen ordentlich Kasse. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stieg der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro, teilte Vonovia am Mittwoch mit. »Wir haben erneut gezeigt, dass Vonovia für Stabilität steht. Gerade in unruhigen Zeiten ist das eine wichtige Botschaft – für unsere Mieterinnen und Mieter, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere Investoren«, erklärte Konzernchef Rolf Buch. Dabei stiegen die Mieten bei Vonovia im Schnitt um rund zwei Prozent auf 7,44 Euro pro Quadratmeter, die Ertragskraft pro Aktie legte um 5,5 Prozent auf 1,34 Euro zu.

Vonvovia besitzt derzeit rund 550 000 Wohnungen, davon 490 000 in Deutschland. Zum Gewinnsprung trug laut Konzernangaben vor allem auch die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen im vergangenen Jahr bei. Doch mit der Expansion ist es offenbar vorerst vorbei. Eine Übernahme der angeschlagenen Adler Group ist laut Konzernchef Buch vom Tisch. Außerdem teilte das Unternehmen mit, Wohnungen im Wert von 13 Milliarden Euro verkaufen zu wollen.

In Anbetracht der gestiegenen Energiekosten versprach Buch, »dass wir gemeinsam eine Lösung finden werden, wenn sich jemand seine Wohnung wegen erhöhter Heiz- und Warmwasserkosten nicht mehr leisten kann«. Ein befristetes Kündigungsmoratorium für die Mieterinnen und Mieter unterstütze man. Ein solches Moratorium stelle aber nur eine Stundung der nicht bezahlten Rechnungen dar – »finanziell überforderte Haushalte« sollten von der öffentlichen Hand »eine angemessene Förderung erhalten«.

Bereits Anfang Juni kündigte Buch kräftige Mieterhöhungen an. »Wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liegt, müssen auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend ansteigen«, erklärte der Konzernchef damals im »Handelsblatt«. Vonovia ist dabei nicht der einzige Konzern, der an der Mietpreisschraube drehen will. Unter anderem auch die Düsseldorfer Konkurrenz LEG Immobilien hat bereits flächendeckende Mieterhöhungen angekündigt.

Wegen solcher Ankündigungen brachte die Linkspartei im Juli im Bundestag einen Antrag für einen bundesweiten Mietenstopp ein. Demnach sollen die Nettokaltmieten auf sechs Jahre eingefroren werden. Gleichzeitig will die Linkspartei die bereits bestehende Mietpreisbremse verschärfen und etwa auf die Vermietung möblierten Wohnraums ausweiten. So sollen auch Mieterhöhungen bei Neuvermietungen verboten werden.

»Aufgrund der Inflation die Mieten weiter anzuheben, empfinde ich als zynisch. Ein Kündigungsmoratorium ist jetzt absolut notwendig«, erklärte dazu die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Caren Lay, gegenüber »nd.derTag«. Tatsächlich brauche es aber eine weitergehende Entlastung der Mieterinnen und Mieter. »Aufgrund der aktuellen Inflation dürfen die Mieten nicht weiter gesteigert werden.«

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