Der Kanzler macht dem DFB Druck

Olaf Scholz bekräftigt seine Forderung nach gleicher Bezahlung beider Fußball-Nationalteams

  • Marco Krummel und Björn Hahn, Frankfurt/Main
  • Lesedauer: 3 Min.
Bundeskanzler Olaf Scholz besucht den DFB-Campus und setzt sich für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei den Nationalmannschaften ein.
Bundeskanzler Olaf Scholz besucht den DFB-Campus und setzt sich für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei den Nationalmannschaften ein.

Olaf Scholz staunte über das neue Schmuckstück des Deutschen Fußball-Bundes. Immer wieder ließ er vor der malerischen Frankfurter Skyline seine Blicke schweifen, der hochmoderne Komplex beeindruckte den Bundeskanzler bei seinem Rundgang. Doch die Strahlkraft des neuen DFB-Campus lenkte Scholz ganz und gar nicht vom Hauptgrund seines Besuchs ab – den Kampf um Equal Pay treibt er auch im Fußball energisch voran.

Es gehe »um die Frage: Wie kann man mehr Mädchen für Fußball begeistern? Und dabei spielen die Prämien eine Rolle«, sagte der 64-Jährige beim DFB: »Mein Standpunkt ist bekannt. Das ist aus meiner Sicht etwas Politisches und etwas anderes als bei Gehaltsverhandlungen.« Für einen EM-Triumph hätte eine Spielerin vom DFB 60 000 Euro bekommen, die Männer hätten 2021 pro Person 400 000 Euro erhalten.

Verbandspräsident Bernd Neuendorf, der Scholz gemeinsam mit der Vize-Präsidentin Célia Šašić und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff den Campus zeigte, gab sich offen für Gespräche. Er verstehe das Argument, »dass gleiche Arbeit und Erfolg auch den gleichen Wert haben muss und soll«, sagte der 61-Jährige: »Ich bin bereit, in unseren Gremien zu diskutieren, ob unser Prämiensystem noch zeitgemäß ist oder ob man das anpassen sollte.«

Die Debatte um Equal Pay beim DFB hatte im Zuge des Erfolges des Frauen-Teams bei der EM Fahrt aufgenommen. »Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften«, hatte Scholz während der Gruppenphase getwittert. Mit seinem Finalbesuch untermauerte der SPD-Politiker sein Interesse.

Keine Symbolpolitik

Es sei »toll, dass es das erste Treffen gibt«, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im ZDF: »Dann müssen wir aber auch etwas daraus machen.« Sie habe nun aber »tatsächlich das Gefühl, dass es nicht nur Lippenbekenntnis und Symbolpolitik ist«, sagte die Bundestrainerin und nahm die Regierung in die Pflicht.

Die scheint in der Tat ernst zu machen. »Wir werden uns nicht um das Thema drücken«, versprach Scholz. Es spreche prinzipiell nichts gegen gleiche Titelprämien, sagte Voss-Tecklenburg – aber eben nicht auf dem gigantischen Niveau der Männer. Sondern »bei den Männern ein bisschen weniger, bei den Frauen ein bisschen mehr«, sagte die 54-Jährige.

Die einen verlangen vom DFB, in Vorleistung zu gehen, um die Frauen zu fördern und so ein Top-Produkt auf die Beine zu stellen. Die anderen verweisen darauf, dass nicht mehr bezahlt werden kann, als eingenommen wird. »Unsere Prämien definieren wir über den wirtschaftlichen Erfolg eines Wettbewerbs«, argumentierte Neuendorf. Schon nächsten Monat wolle er den Austausch im Kanzleramt »vertiefen«.

Voss-Tecklenburg stellt ohnehin erst mal ›Equal Play‹ vor ›Equal Pay‹. Sprich: »Bessere Strukturen und Talentgerechtigkeit«. Da wird vor allem der Verband selbst gefragt sein, beim Besuch des Kanzlers am Dienstag spielte das nur eine Nebenrolle. Auch wenn sich die deutschen Fußballerinnen der Unterstützung von Scholz sicher sein können. SID/nd

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