Schluss gemacht

Marco Wanderwitz zieht sich aus der sächsischen CDU zurück

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 2 Min.
Marco Wanderwitz, das antifaschistische Gewissen der Ost-CDU
Marco Wanderwitz, das antifaschistische Gewissen der Ost-CDU

Es war ein einziges Wort, das Marco Wanderwitz einst berühmt machte: »Diktatursozialisiert«. Auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen seien viele Ostdeutsche, behauptete der CDU-Politiker, als er seinerzeit unter Kanzlerin Angela Merkel als Ostbeauftragter fungierte. Damit handelte er sich einen massiven Shitstorm seiner Landsleute ein.

Auffällig: Seit langem agiert Wanderwitz ganz anders als größere Teile der Ost-CDU. Insbesondere der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer versucht, dem Rechtsruck in Teilen der Bevölkerung gerade im ländlichen Raum mit Gesprächen zu begegnen. Wanderwitz dagegen setzt auf klare Abgrenzung, wofür er teilweise sogar von linken Antifaschist*innen gelobt wird. Mit den Jahren entfremdeten sich der Ministerpräsident und der Bundestagsabgeordnete immer weiter voneinander, jüngst auch durch unterschiedliche Haltungen zum Ukraine-Krieg: Während jener den Krieg »einfrieren« will, setzt Wanderwitz auf eine klare Unterstützung der Ukraine. Kretschmer, der sich auch weiterhin für enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland stark macht, wird »Putin-Versteherei« vorgeworfen. Wanderwitz sagte in einem Interview mit der »Leipziger Volkszeitung«, ohne Kretschmer hätte die CDU kein »Russland-Problem«.

Es kriselte also schon lange in dieser Zweckehe, nun hat Wanderwitz endgültig Schluss gemacht: In einem Brief teilte er mit, er werde nicht erneut für das Amt des Kreisvorsitzenden in Zwickau kandidieren. Er wolle »unter diesem Landesvorsitzenden« (gemeint ist Kretschmer) nicht mehr dienen und mahnt, die CDU in Sachsen täte gut daran, »die rechtsradikale AfD als absoluten Hauptgegner« vehement zu bekämpfen. Seiner Partei hält er jedoch die Treue, auch sein Mandat im Bundestag wird er behalten. Dort ist er aber nur noch Hinterbänkler, nachdem er seinen Posten als sächsischer Landesgruppenchef bereits nach der Bundestagswahl hatte aufgeben müssen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal