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Tickende Bombe

Der Infokrieger Roberto Jefferson steht für Brasiliens Kultur der Gewalt

Bolsonaro-Unterstützer Roberto Jefferson ist ein gefährlicher Waffennarr.
Bolsonaro-Unterstützer Roberto Jefferson ist ein gefährlicher Waffennarr.

Von Hass erfüllt, gewaltbereit, mit dem Gesetz auf dem Kriegsfuß: Der frühere Abgeordnete Roberto Jefferson sei nicht nur ein Krimineller, sondern »das Gesicht dessen, was Bolsonaro predigt«, bescheinigt ihm der linke Präsidentschaftskandidat Lula da Silva wenige Tage vor der Stichwahl in Brasilien. Wie es sich für einen Unterstützer des amtierenden rechtsextremen Staatschefs gehört, ist Jefferson Waffennarr. Mehr als zwei Dutzend Knarren hortet er in seinem Haus im Kaff Comendador Levy Gasparian im Hinterland des Bundesstaates Rio de Janeiro.

Am Sonntag ließ er es dort knallen. Auf Beamte der Bundespolizei, die ihn verhaften wollten, feuerte Jefferson etliche Male mit einem Gewehr und warf drei Handgranaten. Nicht in Tötungsabsicht, beteuerte er anschließend – denn wenn er gewollt hätte, gäbe es nicht nur zwei Verletzte, sondern wären die Polizisten tot. Den Haftbefehl hatte er sich mit einer Attacke in den sozialen Medien auf die Oberste Richterin Cármen Lúcia eingehandelt. Unter anderem nannte er sie »Schlampe« und »Prostituierte«. Das Oberste Gericht sah darin einen Verstoß gegen Auflagen, die Jefferson für die weitere Verbüßung einer Strafe als Hausarrest zu befolgen hatte.

Im August 2021 war der damalige Chef der Bolsonaro-treuen Partei PTB wegen »antidemokratischer Akte« in den Knast gewandert. Der Politiker und Anwalt vom Jahrgang 1953 wird den »digitalen Milizen« zugerechnet – einem vom Bolsonaro-Clan gesteuerten und aus schwarzen Kassen finanzierten Netzwerk, das Brasilien mit Fake News überschwemmt und politische Gegner der Rechtsextremisten verleumdet. Jefferson muss sich nun auch wegen Mordversuchs verantworten und Jair Bolsonaro distanziert sich eilig vom alten Freund. Denn er macht auf Recht und Ordnung und zählt viele Polizisten zu seinen Wählern. Jefferson, der von 1983 bis 2005 im Nationalparlament saß, ist nun vergnatzt. Er fordert, dass Bolsonaro wenigstens nach der Wahl wieder Treue mit Treue vergilt.

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