Vereint in Langsamkeit

Kurt Stenger über die Ergebnisse der Weltklimakonferenz COP 27

Die Klimadiplomatie gleicht einem Schiffsriesen, der sich quälend langsam durch einen Kanal bewegt, während von hinten eine Flutwelle auf ihn zurast. So auch die Klimakonferenz in Scharm El-Scheikh: Die 1,5-Grad-Obergrenze bei der Erderwärmung bleibt zwar das Ziel und erreichbar, aber man nimmt immer noch nicht direkt Kurs darauf. Vom beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien ist die Rede, aber nicht vom Ausstieg aus Öl und Gas.

Das langsame Tempo ist frustrierend. Aber die Staaten der Welt haben gezeigt, dass sie trotz aller internationaler Konflikte, unterschiedlichster Interessen und einzelner Querschüsse gemeinsame Beschlüsse treffen können. Das Klimathema hat vereinigenden Charakter – auch, weil längst jeder spürt, dass die Klimakatastrophe schon da ist.

Auch deshalb ist es ein großer Erfolg für die am schlimmsten getroffenen Länder im globalen Süden, dass die Entschädigung für Verluste und Schäden konkrete Formen annehmen soll. Für viele Staaten sind die Zerstörungen durch Dürren, Überflutungen und Stürme das dominierende Thema. Doch die Sache hat einen Haken: Dadurch gerät der weitere Ausbau des Klimaschutzes, der verhindern könnte, dass alles noch viel extremer wird, in den Hintergrund. Hier die richtige Balance zu finden und beides voranzutreiben, wird die Aufgabe der kommenden Jahre sein.

Doch dafür müsste das Schiff richtig Fahrt aufnehmen. Das wird aber nur geschehen, wenn NGOs und Aktivisten weiter massiv Druck auf die Regierungen ausüben, in unterschiedlicher Form. Doch Proteste sind in vielen Ländern kaum möglich. Denn auch das hat COP in Ägypten deutlich gemacht: Der Kampf für Klimaschutz und der für Menschenrechte weltweit geht Hand in Hand.

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