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FC Bayern München liefert nur Dienst nach Vorschrift

Münchens Fußballer gehen selbstbewusst in die Champions-League-Partie gegen Paris

  • Maik Rosner, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.
Hinten Ausputzer, vorn Torschütze: Der Münchner Matthijs de Ligt (l.) drückte der Partie in Stuttgart seinen Stempel auf.
Hinten Ausputzer, vorn Torschütze: Der Münchner Matthijs de Ligt (l.) drückte der Partie in Stuttgart seinen Stempel auf.

Am Ende entwickelte sich auf dem Podium vor Publikum ein Fachdialog, und dieser erzählte schon etwas darüber, wie der Bundesliga-Test für Paris Saint-Germain am Sonnabend in Stuttgart für den FC Bayern gelaufen war. Bruno Labbadia, Trainer des abstiegsbedrohten VfB, blickte in seinem Eingangsstatement auf der Pressekonferenz zum Münchner Fußballlehrer Julian Nagelsmann herüber und fragte eher rhetorisch: »Seid ihr schon oft so viele Kilometer gelaufen?« Nagelsmann, 35, weitete den Blick sogar über den verdienten, aber recht knappen 2:1-Sieg seiner Mannschaft. »Wir laufen insgesamt zu viel, ehrlich gesagt«, antwortete er mit einem süffisanten Lachen. »Ja, ja«, erwiderte Labbadia, 57, »aber heute seid ihr 125 Kilometer gelaufen, das ist auch nicht Bayern-like.«

Sein Urteil fällte der Stuttgarter Trainer nicht, um Kritik zu üben am Meister, der trotz hoher Ballbesitzanteile oft nicht ökonomisch spielt, seine Tabellenführung vor den punktgleichen Dortmundern aber erneut erfolgreich verteidigt hatte. Labbadia wollte mit seinem Verweis auf die Laufleistung der Bayern vielmehr betonen, wie sehr seine Mannschaft den Favoriten beschäftigt hatte. Kritik von außen war auch gar nicht nötig. Ihre Makel vor dem für die Bewertung der Saison extrem wichtigen Rückspiel im Achtelfinale der Champions League am Mittwoch gegen Paris benannten die Münchner schon selbst. »Wir müssen es seriöser zu Ende spielen«, sagte Nagelsmann. So aber sei es »einen Tick zu spannend« geworden, nachdem Stuttgarts Juan José Perea per Kopf zum 2:1 getroffen (88.) und es ihm sein Kollege Tanguy Coulibaly in der Nachspielzeit beinahe gleichgetan habe.

Man habe nach dem 2:0 einiges falsch gemacht. »Da haben wir eigentlich schon den Anspruch, so ein Spiel zu kontrollieren«, kritisierte Bayerns Mittelfeldspieler Leon Goretzka und erkannte »Dinge, die so nicht passieren dürfen«. Vor allem nicht gegen PSG. Nach Ballverlusten »laufen da noch mal andere Spieler in die Tiefe«, erinnerte Goretzka vor allem an Lionel Messis Steilpässe auf Kylian Mbappé. Am späten Sonnabend war dem Torschützenkönig der WM in Katar in PSGs Ligaspiel gegen den FC Nantes mit seinem Treffer zum 4:2-Endstand sein 201. Pflichtspieltor für Paris gelungen, womit er den bisherigen Rekordtorschützen des Vereins, Edinson Cavani, überholte. »Ich spiele, um Geschichte zu schreiben«, verkündete Mbappé und übermittelte Grüße gen Bayern. »Wir fahren nach München, um uns für die nächste Runde zu qualifizieren. Wir sind fest entschlossen, wir haben wieder Selbstvertrauen gewonnen.« Letzteres klang ohnehin an.

Die Münchner sind sich ihrer Selbst allerdings auch durchaus gewiss, nachdem sie das Hinspiel in Paris 1:0 gewonnen haben. Vor gut einer Woche war ihnen gegen Union Berlin ein überzeugendes 3:0 gelungen. Nun hätten sie eben ihren »Job erledigt«, meinte Thomas Müller. Nachhaltig irritiert haben sie ihre Schludrigkeiten in Stuttgart nicht, obwohl sich diese keineswegs auf die Schlussphase beschränkten. Schon in der ersten Halbzeit hatten sie viel angeboten. Ihre Führung zur Pause war eher glücklich, nachdem Innenverteidiger Matthijs de Ligt mit einem verdeckten Distanzschuss den sonst gut aufgelegten Torwart Fabian Bredlow schlecht hatte aussehen lassen (39.). Eric Maxim Choupo-Motings zehntes Ligator der Saison zum 2:0 ließ Stuttgarts Gegenwehr erlahmen, jedenfalls so lange, bis die Bayern Spannung und Ordnung verloren. »Wenn wir 2:0 führen, muss unsere Intensität höher bleiben, auch unsere Bereitschaft«, monierte de Ligt.

Zwischen den Zeilen ließ sich durchaus Kritik heraushören an den nach dem 2:0 eingewechselten Sadio Mané, Leroy Sané und Serge Gnabry, von denen kaum Impulse ausgingen. »Ich glaube, es ist schon okay, dass man drei solche Weltstars in der 65. Minute einwechselt«, sagte Nagelsmann. »Wir haben so einen super Kader, da musst du schon in der Lage sein, auch Wechsel zu machen. Aber man hat schon gemerkt, dass es hinten raus ein bisschen wackelig wurde«, ergänzte Goretzka vielsagend. Auf Alarmismus, wie nach dem wenig überzeugenden 3:0 gegen Bochum vor dem Hinspiel in Paris, verzichteten die Münchner aber. Der erfahrene Müller trat sogar auf wie ein Konzernsprecher, der die Unannehmlichkeiten lieber kleinredet. »Wir haben gewonnen, wir sind wieder Tabellenführer, das war das A und O«, befand er.

Und die Schlussphase? »Hat ein bissl gekribbelt für den Zuschauer, für mich jetzt aber nicht der Rede wert«, so Müller. »Wichtig ist, dass wir als Mannschaft die Intensität am Mittwoch auf den Platz bekommen.« Man werde »richtig gierig« sein gegen PSG. Auch aus Nagelsmann sprachen vor allem Zuversicht und Vertrauen: »Wenn wir die Intensität paaren mit der Qualität, die wir haben, dann sind wir eines der besten Teams in Europa. Das brauchen wir am Mittwoch.« Und wohl auch wieder viele Kilometer.

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