U-Bahn: Giffey ist von den Ausbauplänen der BVG begeistert

In einem internen Papier stellt die BVG Überlegungen an, das U-Bahn-Streckennetz zu verdoppeln. Franziska Giffey zeigt sich von den Plänen angetan.

Die noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat sich lobend über die Überlegungen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) geäußert, das U-Bahn-Netz auszubauen. »Wenn unsere Vorväter und -mütter verzagt gewesen wären, würde Berlin heute nicht so aussehen«, sagte Giffey am Mittwoch dem »Tagesspiegel«. Eine absehbar auf mehr als vier Millionen Einwohner wachsende Stadt brauche neue Verkehrsverbindungen. Dafür sei das Konzept eine Diskussionsgrundlage. Giffeys SPD vertritt schon länger den Standpunkt, beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vor allem auf die U-Bahn zu setzen.

Am Wochenende war ein internes Papier der BVG bekannt geworden, das unter der Überschrift »Expressmetropole Berlin« zeigt, welche Erweiterungen möglich wären. Die Vision sieht vor, das U-Bahn-Netz von 147 Kilometer Streckenverlauf auf etwa 318 Kilometer zu verdoppeln. Alle bestehenden Linien sollen demnach bis zur Stadtgrenze erweitert werden. Am größten wäre die Verlängerung der U4, die aktuell nur zwischen fünf Stationen in Schöneberg verkehrt. Zukünftig soll sie von der Appenzeller Straße in Lichterfelde bis zum Glambecker Ring in Marzahn führen. Mit der U0 soll zudem eine komplett neue Linie errichtet werden, die als Ringlinie Orte in Außenbezirken wie Rathaus Steglitz oder den Antonplatz in Weißensee verbinden würde.

Die BVG nennt weder einen Zeitplan noch einen Kostenrahmen. Insgesamt wären wohl hohe zweistellige Milliardenbeträge und Jahrzehnte nötig, um den ambitionierten Plan vollständig zu realisieren. Zum Vergleich: Der erste Spatenstich für die Erweiterung der U5 in Richtung Hauptbahnhof war 1995, vollständig abgeschlossen wurde das Projekt 2021. Entsprechend zurückhaltend drückt Giffey ihre Unterstützung für den Plan aus. Welche Teile der Vision tatsächlich umgesetzt werden sollen, werde zu klären sein, sagte sie. Der Ansatz, dass die BVG das große Ganze denke und nicht nur »Statiönchen für Statiönchen«, sei aber gut.

Deutlich kritischer äußerten sich dagegen andere: Der Plan sei ein »nicht nur unrealistisches und größenwahnsinniges, sondern vor allem auch unsinniges Projekt«, teilt der Fahrgastverband Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin (IGEB) in einer Pressemitteilung mit. Bereits aktuell bestünde ein milliardengroßer Sanierungsbedarf im bestehenden Netz. BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser nannte die Vision eine »komplette Verkennung der verkehrspolitischen Notwendigkeiten der Stadt«. Wichtiger sei es, das Straßenbahnnetz auszubauen. mit dpa

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