Harry Belafonte: Tod einer Legende

Mit Harry Belafonte starb der erste schwarze Superstar der Popmusik und der Linken

  • Niko Daniel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der legendäre US-Sänger und Schauspieler Harry Belafonte ist tot. Er starb am Dienstagmorgen zu Hause in New York im Alter von 96 Jahren an Herzversagen. Belafonte war ein Weltstar der Popmusik und der politischen Linken.

An der Seite von Martin Luther King und Robert Kennedy kämpfte er für Bürgerrechte in den USA und gegen den Vietnamkrieg, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan. 1985 initiierte er zusammen mit Lionel Richie und Michael Jackson den Benefiz-Song »We Are The World«, um die äthiopische Hungerkatastrophe ins Weltbewusstsein zu rücken, der sich 20 Millionen Mal verkaufte.

Harry Belafonte war der erste Weltstar der Schwarzen Musik, der Anfang der 50er Jahre kurz vor dem Siegeszug des Rock’n’Roll mit der Calypso-Single »Banana Boat Song« bekannt wurde. »Als kleiner Junge habe ich in Jamaika beobachtet, wie schwarze karibische Arbeiter Boote mit Bananen beluden. Und dabei sangen sie solche Lieder. Das vorherrschende Klischee unter Weißen war, dass Schwarze glücklich und fröhlich in ihrer Armut waren. Dieses Bild wollte ich korrigieren und einmal die Wahrheit erzählen«, sagte Belafonte 2012 im Interview mit dem »nd«. Es folgten Songs wie »Island in the Sun«, »Matilda« und »Jump in the Line«. Insgesamt verkaufte Belafonte rund 100 Millionen Platten.

Geboren 1927 in New York-Harlem, zog Belafonte als Kind mit seiner Mutter nach Jamaika und als Teenager zurück nach New York. Als junger Musiker mischte er dann karibische Musik mit us-amerikanischem Folk, Blues und Spirituals und schuf sehr erfolgreich seine eigene Form der Calypsomusik als eine Vorform des Reggae. Er bekam eigene TV-Shows und Fernsehsendungen, mit denen er seinen Ruhm noch steigerte. Ähnlich wie Elvis Presley spielte er in 40 Kinofilmen mit, doch im Unterschied zu diesem hatte er zuvor bei Erwin Piscator eine schauspielerische Ausbildung absolviert, zusammen mit Marlon Brando und Walter Matthau. Am bekanntesten wurde die Bizet-Adaption »Carmen Jones« von Otto Preminger (1955).

Für ein ostdeutsches Publikum aber am wichtigsten war der von ihm produzierte HipHop-Film »Beat Street« von Stan Lathan (1984), der in der späten DDR Breakdance als das neue Ding propagierte. Zusammen mit dem kurz zuvor erschienenen Film »Wild Style« von Charlie Ahearn war es auch weltweit eine Pioniertat für eine Musik, die dann Ende der 90er Jahre weltweit die erfolgreichste werden sollte.

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