Hiroshima? War da was?

Daniel Lücking vermisst ein Bekenntnis zu atomarer Abrüstung

Besucher gedenken vor dem Kenotaph den Opfern des Atombombenabwurfs im Hiroshima Peace Memorial Park.
Besucher gedenken vor dem Kenotaph den Opfern des Atombombenabwurfs im Hiroshima Peace Memorial Park.

78 Jahre nach dem nuklearen Inferno von Hiroshima und Nagasaki, bei dem die Opferzahlen in Japan in die Hunderttausende gingen, ist es am Jahrestag erschreckend still. Zwar gedenkt Japan der Opfer und weltweit läuten Friedensglocken in Solidarität, doch politisch regt sich wenig. Wer steht in der amtierenden Bundesregierung eigentlich für atomare Abrüstung ein?

»Für die nukleare Abrüstung sind es keine einfachen Zeiten, in denen Vertrauen und internationale Abkommen durch willkürliche Deals und Tweets untergraben werden. Deutschland muss in dieser Situation auf Diplomatie setzen«, schrieben zumindest 2018 die damaligen abrüstungspolitischen Sprecher der SPD, anlässlich des 73. Jahrestages. Solche Stimmen, die Diplomatie und Abrüstung fordern, sind gerade in Kriegszeiten nötig, denn Krieg ist die mehr als fragwürdige Aufgabe der Militärs. Politiker*innen müssen Diplomatie fordern und politische Lösungen immerhin anstreben, selbst wenn sie gerade nur schwer umzusetzen sind. »Sie müssen sofort konkrete Schritte unternehmen, um uns von der gefährlichen Gegenwart zu unserer idealen Welt zu führen«, fordert Kasumi Matsui, Bürgermeister von Hiroshima, in Richtung der Atommächte.

Die friedensbewegten Initiativen der Zivilgesellschaft dürfen nicht alleingelassen werden und ohne politische Repräsentanz mahnen. Seit Monaten wächst die Gefahr der Eskalation im wiederaufgeflammten Blockkonflikt. Doch aktuell liegt der Schwerpunkt des Regierungshandels bei der Durchsetzung von Waffenlieferungen und Aufrüstung. Ebenso laut müssen die Forderungen sein, das weltweite Arsenal an Atomwaffen gänzlich abzubauen. Das überfällige Umdenken darf nicht erst nach einem weiteren Inferno stattfinden.

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