Dauereinsatz für Seenotretter

Über 40 Boote mit Geflüchteten erreichten seit Freitag Lampedusa

Die Besatzung der »Sea Eye 4« bei einer Seenotrettung am Freitag. Maltesische Behörden ignorieren Anfragen zum Ort der Ausschiffung.
Die Besatzung der »Sea Eye 4« bei einer Seenotrettung am Freitag. Maltesische Behörden ignorieren Anfragen zum Ort der Ausschiffung.

Vermutlich über 40 Boote mit Geflüchteten haben am Wochenende von Libyen und Tunesien aus die italienische Insel Lampedusa erreicht. Der für seine Beobachtungen im Mittelmeer bekannte Blogger Sergio Scandura zählte für Freitag 23 derartige Überfahrten. Am Samstag sollen es laut Medienberichten mindestens 19 Boote mit 638 Menschen gewesen sein. Auch am Sonntag kamen zahlreiche Boote auf Lampedusa an.

Neben Italiens Küstenwache waren zivile Rettungsschiffe in den vergangenen Tagen im Dauereinsatz. Die »Geo Barents« von Ärzte ohne Grenzen traf am Samstag mit 55 Geflüchteten in der Hafenstadt Bari ein. Die »Open Arms« der gleichnamigen Organisation aus Spanien hat 195 Menschen aufgenommen, für deren Ausschiffung muss der Kapitän den weit entfernten toskanischen Hafen Carrara ansteuern. Dem deutschen Schiff »Aurora« mit 72 Geretteten an Bord wurde nach Angaben der Betreiberorganisation Sea Watch der sizilianische Hafen Trapani zugewiesen. Wegen Trinkwasser- und Treibstoffmangel sei dieser aber nicht erreichbar gewesen, sodass die Besatzung am Samstagabend im deutlich näher gelegenen Lampedusa festmachte.

Ähnliche Probleme hat die »Sea Eye 4« mit der Regierung in Valletta, nachdem Helfer der deutschen Organisation im Ionischem Meer zwischen Malta und Kreta in drei Einsätzen 114 Menschen gerettet haben. Bis Sonntagnachmittag erhielten sie aber keine Antwort von maltesischen Behörden, wo diese von Bord gehen können.

Seit über zehn Jahren versuchen Migranten in größerem Umfang, mit oft seeuntauglichen Booten nach Italien zu kommen. Mit Stand vom 18. August haben laut der Regierung in Rom in diesem Jahr knapp 103 000 Menschen auf diese Weise das Land erreicht – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Wegen der zunehmenden Ankünfte ist das einst für 2000 Geflüchtete ausgelegte Aufnahmezentrum in Lampedusa überfüllt. Dort sollen sich immer noch rund 2500 Insassen befinden, obwohl die zuständige Präfektur am Wochenende 1100 Menschen mit Fähren aufs Festland bringen ließ. Berichten zufolge müssen in vielen italienischen Städten Asylsuchende auf Betreiben der Regierung unter der rechtsextremen Ministerpräsidentin Georgia Meloni oft auf der Straße leben. Nach einem am Rundschreiben des Innenministers Matteo Piantedosi könnte sich diese Lage noch verschärfen.

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