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Historische Krönung in Manila: WM-Gold für deutsche Basketballer

Die deutschen Basketballer sind nach dem Sieg gegen Serbien erstmals Weltmeister

  • Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, Manila
  • Lesedauer: 4 Min.
Nicht zu stoppen: Dennis Schröder erzielte im Finale gegen die Serben 28 Punkte.
Nicht zu stoppen: Dennis Schröder erzielte im Finale gegen die Serben 28 Punkte.

Weltmeister! Nachdem er die Nationalmannschaft zum größten Erfolg der deutschen Basketball-Geschichte geführt hatte, herzte der überragende Dennis Schröder auf dem Parkett seine Frau Ellen und die Kinder. Angeführt vom wie entfesselt aufspielenden NBA-Profi setzte sich das Team von Bundestrainer Gordon Herbert am Sonntag in einem mitreißenden Endspiel mit 83:77 (47:47) gegen Serbien durch und vollbrachte damit eine der größten Überraschungen der deutschen Sportgeschichte.

Nach der Schlusssirene tanzten die Basketball-Champions ausgelassen über das Parkett und vergossen Freudentränen. »Weltmeister!!! Unfassbar! Was für ein Team!!!!!«, schrieb Deutschlands Basketball-Legende Dirk Nowitzki wenige Sekunden nach dem Ende der Partie Twitter. Selbst die inzwischen abgetretene deutsche Basketball-Ikone schaffte so etwas in seiner Karriere nicht.

Deutschlands Basketballer blieben damit im gesamten Turnier ungeschlagen und vollendeten mit dem historischen ersten WM-Titel perfekte Wochen in Asien. Schröder glänzte mit 28 Punkten und übernahm in der Schlussphase komplett das Kommando. Der stets angriffslustige Jungstar Franz Wagner kam im hitzigen Duell mit Ex-Bundestrainer Svetislav Pešić auf 19 Punkte und wurde zum besten Spieler des Finales gekürt. Zum wertvollsten Profi des gesamten Turniers wurde Schröder gewählt – was für eine deutsche Basketball-Dominanz!

Der Gold-Coup von Manila ist der zweite internationale Titel nach der Europameisterschaft 1993 – damals war Pešić noch der Trainer der Deutschen. Die goldene Naismith-Trophy geht nach acht Siegen aus acht Spielen für die nächsten vier Jahre bis zur WM 2027 in Katar völlig verdient nach Deutschland. Dem 74 Jahre alten Pešić dagegen war ein zweiter WM-Titel als Chefcoach der Serben nach 2002 nicht vergönnt. Eine ordentliche Teamleistung, gepaart mit dem erneut herausragenden Bogdan Bogdanović, genügte gegen das starke deutsche Kollektiv nicht.

Mit dem denkwürdigen 113:111 über Olympiasieger USA im Halbfinale hatte der Hype in den vergangenen Tagen immer krassere Züge angenommen. Während die US-Profis am Sonntag auch Bronze gegen Kanada (118:127 nach Verlängerung) verspielten, stieg in Deutschland das ZDF für das Endspiel mit einer Live-Übertragung ein. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz war spätestens seit Freitag über das Geschehen bei Schröder und Co im Bilde.

»Ihr habt es Euch verdient!«, schrieb der Bundeskanzler schon vor Spielbeginn via Twitter. Gut zwei Stunden später, die vor 12 022 Zuschauern in der ausverkauften Mall of Asia Arena zu einem großen Kampf gegen physische Serben wurden, war der geschichtsträchtige Erfolg der deutschen Basketballer perfekt. Der erste deutsche WM-Titel gelang genau acht Jahre nach dem letzten Länderspiel von Nowitzki. Und rund vier Jahre nach dem Debakel von China, das nach dem Vorrunden-Aus gegen die Dominikanische Republik mit einem verheerenden 18. Platz geendet hatte.

»Die Jungs verstehen diese Chance. Das ist eine Chance, die gibt es nur einmal im Leben in so einem großen Finale«, hatte Bundestrainer Gordon Herbert seinem Team ausgerichtet. Die Stimmung in der modernen Arena auf den Philippinen war prickelnd. Und die serbischen Fans, die am Super-Sportsonntag auch das US-Open-Finale von Tennis-Superstar Novak Djokovic erwarteten, stimmten früh in deutscher Sprache »Auf Wiedersehen«-Rufe an. Ihr Team erwies sich dann auch ohne den pausierenden NBA-Star Nikola Jokic als der schwierige Gegner, den Deutschland erwartet hatte.

Im Gegensatz zu den nachlässigen US-Stars spielten die Serben knallharte Verteidigung. »Pešić-Defense«, wie Herbert warnte. Im Angriff fielen zwei Dreipunktewürfe der Serben mit Brett, die Führung wechselte hin und her. Und Deutschland nahm die Herausforderung mit einem Strategiewechsel an. Statt Spielmacher Schröder ging der Ball zunächst immer wieder zum 22 Jahre jungen Wagner, der das Spiel auf der allergrößten Bühne direkt in der Anfangsphase an sich reißen wollte.

Der Jungstar machte Tempo, zog energisch zum Korb und leistete sich wieder einige Wortgefechte mit den Schiedsrichtern. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit hatten die beiden deutschen Stars Schröder und Wagner jeweils 14 Punkte. Ein Schröder-Dunk kurz vor der Pause ließ die deutsche Bank lautstark jubeln. Zuvor hatte der Spielmacher viel abseits des Balles agiert. Die im Halbfinale überragenden Rollenspieler Daniel Theis und Andreas Obst hatten dagegen größere Mühe, um in die intensive Partie zu finden.

Das Finale blieb umkämpft. Deutschland setzte sich im dritten Viertel erstmals etwas ab, doch Serbien kam zurück. Anführer Schröder zog das Spiel immer mehr an sich. Mit seiner unhaltbaren Geschwindigkeit und großer Entschlossenheit versuchte der Spielmacher, seine knapp neun Jahre dauernde Karriere im Nationaltrikot endgültig zu krönen. »Ich versuche, Basketball-Deutschland auf die Landkarte zu setzen«, hatte Schröder vorher angekündigt. Das ist mit dem WM-Titel von Manila in herausragender Manier gelungen. dpa/nd

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