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Kreuzberger Graefekiez: Was spricht gegen Bullerbü?

Kieze sollten für alle schön sein. Und bezahlbar

Irgendwo hat er ja Recht, der wütende Anwohner, der auf’s »Bullerbü für Reiche« im entsiegelten Graefekiez schimpft. Klar, die Stadt muss umgebaut werden: Die Klimakatastrophe lässt schlicht keine andere Wahl, als zugepflasterte Flächen zu entsiegeln, damit Regenwasser, vor allem bei Starkregen, in den Boden und ins Grundwasser gelangen kann.

Aber während die Berliner Clubszene durch die riesige Asphaltschlange A100 plattgemacht werden darf und Touristenorte wie der Gendarmenmarkt aufgrund des Denkmalschutzes nicht bepflanzt werden dürfen, findet der Ur-Kreuzberger Heizungsinstallateur keinen Stellplatz für sein Berufsfahrzeug mehr und muss schwere Geräte durch Kreuzberg schleppen. Zudem muss er Angst davor haben, dass der Kiez künftig noch teurer wird und er dort schon bald gar keinen Platz mehr haben wird.

Wie sinnvoll ist es also, im stark gentrifizierten Kreuzberger Kiez einen kleinen Bereich auszusuchen, den man dann mal eben so richtig schön herrichtet? Sodass sich die ganze Nachbarschaft draußen auf der Straße aufhalten kann, ohne dass die nervigen Autos im Weg rumstehen? Mit Sitzmöglichkeiten und Bepflanzung und ohne Angst, beim Plaudern angefahren zu werden?

Eigentlich sollten doch alle einen schönen Kiez haben dürfen. Und die Maßnahmen im Graefekiez tragen dazu bei. Dass dadurch noch mehr Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt werden, darf aber nicht passieren. Und Abstellmöglichkeiten sollte es auch geben, da manche aufs Auto angewiesen sind. Ja, und um das alles hinzukriegen, braucht es wahrscheinlich die Revolution, die auf sich warten lässt.

Was der Konflikt im Graefekiez zeigt: Die Ansprüche an den öffentlichen Raum sind groß und für den Umbau der Stadt braucht es Lösungen für soziale Probleme. Schöne Kieze für alle!

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