- Kultur
- Spielzimmer
Playmobil: Kindchenschema in der Krise
Warum wird weniger Playmobil verkauft?
Playmobil und Lego, das sind die großen Spielsysteme in den Kinderzimmern. Spielsystem ist wörtlich zu verstehen: Auf frühen Packungen war Playmobil als »Playmobilsystem« deutlich ausgewiesen, »weil eins zum anderen passt«. Hat man ein Teil, will man noch mehr. Denn man kann die 7,5 Zentimeter großen Playmobilfiguren, deren Gesichter in ihrer nasenlosen Niedlichkeit auf dem Kindchenschema beruhen, mit allen möglichen Accessoires ausstatten, die aus den verschiedenen »Spielwelten« stammen, die in großen oder kleinen Packungen die Spielzeugläden vollstellen: Ozean, Geister, Mittelalter, Zirkus. Baustelle etc. Denn Mitte der 70er Jahre hatte ihr Erfinder, der Spielzeugentwickler Hans Beck (1929–2009) eine revolutionäre Idee: Er sollte für die fränkische Firma Brandtstädter Spielzeugautos entwerfen, als ihm auffiel, dass die einzelne Figur wichtiger ist als das Fahrzeug, denn sie kann es wechseln.
Doch jetzt ist diese Kombinatorik anscheinend an ihre Grenzen gestoßen: Es wird weniger Playmobil verkauft als früher. Die Firma muss Leute entlassen. Mittlerweile gibt es an die drei Milliarden Playmobilfiguren auf der Welt. Man könnte denken, das reicht doch für das Kombinieren im Kinderzimmer. Aber immer kommt das nächste Weihnachtsgeschäft. Früher schrieben die Kinder an die Firma, welche neuen Figuren sie entwickeln soll. Der Kontakt scheint abgebrochen, jetzt kauft die Firma Lizenzen für »Spielwelten«, von denen Erwachsene denken, sie würden Kindern gefallen. Sind wir nicht alle eine große Produktfamilie? In jeder Familie aber kann man sehen: Nimmt man Kinder nicht ernst, wenden sie sich ab.
Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.