Playmobil: Kindchenschema in der Krise

Warum wird weniger Playmobil verkauft?

  • Christof Meueler
  • Lesedauer: 2 Min.

Playmobil und Lego, das sind die großen Spielsysteme in den Kinderzimmern. Spielsystem ist wörtlich zu verstehen: Auf frühen Packungen war Playmobil als »Playmobilsystem« deutlich ausgewiesen, »weil eins zum anderen passt«. Hat man ein Teil, will man noch mehr. Denn man kann die 7,5 Zentimeter großen Playmobilfiguren, deren Gesichter in ihrer nasenlosen Niedlichkeit auf dem Kindchenschema beruhen, mit allen möglichen Accessoires ausstatten, die aus den verschiedenen »Spielwelten« stammen, die in großen oder kleinen Packungen die Spielzeugläden vollstellen: Ozean, Geister, Mittelalter, Zirkus. Baustelle etc. Denn Mitte der 70er Jahre hatte ihr Erfinder, der Spielzeugentwickler Hans Beck (1929–2009) eine revolutionäre Idee: Er sollte für die fränkische Firma Brandtstädter Spielzeugautos entwerfen, als ihm auffiel, dass die einzelne Figur wichtiger ist als das Fahrzeug, denn sie kann es wechseln.

Doch jetzt ist diese Kombinatorik anscheinend an ihre Grenzen gestoßen: Es wird weniger Playmobil verkauft als früher. Die Firma muss Leute entlassen. Mittlerweile gibt es an die drei Milliarden Playmobilfiguren auf der Welt. Man könnte denken, das reicht doch für das Kombinieren im Kinderzimmer. Aber immer kommt das nächste Weihnachtsgeschäft. Früher schrieben die Kinder an die Firma, welche neuen Figuren sie entwickeln soll. Der Kontakt scheint abgebrochen, jetzt kauft die Firma Lizenzen für »Spielwelten«, von denen Erwachsene denken, sie würden Kindern gefallen. Sind wir nicht alle eine große Produktfamilie? In jeder Familie aber kann man sehen: Nimmt man Kinder nicht ernst, wenden sie sich ab.

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