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Namibia: Umweltbildung für eine nachhaltige Zukunft

In Namibia begeistern EduVentures und NID Lehrkräfte fürnachhaltige Bildung

  • Vanessa Kohm, SODI
  • Lesedauer: 5 Min.
Mobile Bildung: Unterricht auf der Ladefläche eines Lkw
Mobile Bildung: Unterricht auf der Ladefläche eines Lkw

Arbeit und Familie führen Hangula Werner von der namibischen Nichtregierungsorganisation EduVentures auch in die entlegensten Regionen Namibias. Er berichtet von einer Begegnung, die ihn nachhaltig geprägt hat: »Wir waren ganz im Norden unterwegs, als wir auf der Piste eine mit Stöcken abgegrenzte Pfütze sahen. Sie war so abgesperrt, damit man nicht darüberfahren konnte. Ein Mann trank gerade kniend aus dieser Pfütze. Danach kamen Kühe und tranken das gleiche Wasser. In dieser Gegend gibt es so wenig Wasser, dass sich Menschen und Tiere eine Pfütze zum Trinken teilen müssen. Ich weiß, dass Wasser in Namibia knapp ist – aber so etwas hatte ich als Namibier noch nie gesehen.«

Auch jenseits des Nordens Namibias wird Wasser zum Trinken und für die Landwirtschaft immer knapper. Überdies verschärft der Klimawandel die gravierenden Umweltprobleme des Landes. Hinzu kommt, dass im Interesse des Profits weiterhin Flächen übernutzt oder abgeholzt werden. In der Folge nimmt die Artenvielfalt ab, Böden erodieren, die knappen Ackerflächen werden unfruchtbar und veröden. 

Besonders stark betroffen sind die rund 1,3 Millionen Einwohner*innen Namibias, die auf dem Land leben. Das ist die Hälfte der Bevölkerung, die sich ihren Lebensraum mit Nutz- und Wildtieren teilt. Seit der Unabhängigkeit 1991 verfolgt Namibia das Ziel, Naturschutz und ländliche Entwicklung auf Gemeindeland miteinander zu verbinden. In kommunalen Schutzgebieten wurden Nutzungsrechte an natürlichen Ressourcen an die ländliche Bevölkerung übertragen. Auf knapp 20 Prozent der namibischen Landfläche kümmert sich so die lokale Bevölkerung um den Schutz der Natur und ihrer Ressourcen. 

Soliaktion – Teilen macht satt

Unsere nd.Soliaktion, die »nd« gemeinsam mit SODI, INKOTA und Weltfriedensdienst durchführt, ermöglicht Menschen, eine lebenswerte Zukunft selbst zu gestalten. In diesem Jahr widmet sich die Solidaritätsaktion Projekten in Mosambik, Namibia und Simbabwe: Mit Beträgen zwischen 50 Euro und 230 Euro unterstützen Sie Menschen, kleinbäuerliche Familien und Gemeinschaften vor Ort, sich weiterzubilden, Arbeitsmaterialien oder Baumsetzlinge zu beschaffen, um so ein nachhaltiges Auskommen zu schaffen sowie Armut entgegenzuwirken. Lesen Sie hier aktuelle Berichte zu den jeweiligen Projekten.

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In diesem Kontext wirken die namibischen Nichtregierungsorganisationen EduVentures und Namibia Institute for Democracy (NID) in Kooperation mit dem Solidaritätsdienst International (SODI). Ihr Ziel: den Umweltschutz und die Zivilgesellschaft zu fördern und so die namibische Jugend zu befähigen, gesellschaftliche und ökologische Prozesse aktiv mitzubestimmen.

Das Projekt ist mehrstufig aufgebaut. Im ersten Schritt werden Trainer*innen ausgebildet. Diese führen im zweiten Schritt Fortbildungen für Lehrer*innen durch, die das Wissen an ihre Schüler*innen weitergeben. Drei Themen stehen dabei im Fokus: der One-Health-Ansatz, die politische Teilhabe und die Agrarökologie.

Beim One-Health-Ansatz wird die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur zusammengedacht. Im Rahmen der politischen Bildung geht es darum, wie politische und ökologische Prozesse demokratisch und zum Wohle der Allgemeinheit gestaltet werden können. Die Agrarökologie gibt Impulse für die Frage, wie junge Erwachsene in Gemeinschafts- und Hausgärten trotz des Klimawandels ressourcenschonend gute Ernten erzielen und damit ein eigenes Einkommen generieren können.

Lehrkräfte diskutieren über die UN-Nachhaltigkeitsziele.
Lehrkräfte diskutieren über die UN-Nachhaltigkeitsziele.

EduVentures und NID schließen für die Lehrkräfte eine Lücke, denn in Namibia gibt es bisher noch kein Pflichtfach, das Gesellschaftskunde und Umweltbildung integriert. 311 Lehrkräfte haben bereits an den fünftägigen Fortbildungen an einem der mittlerweile zehn Standorte teilgenommen.

Neun der Umweltbildungszentren wurden in einem Vorgängerprojekt zwischen 2017 und 2019 technisch ausgestattet und vernetzt. 2023 kam mit der Nakayale Private Academy in der Region Omusati im Nordwesten Namibias der zehnte Standort hinzu. Auch an dieser Schule wurde ein Seminarraum mit einem Smartboard und weiterer Technik ausgestattet, die interaktives Lernen ermöglicht. Die Kurse finden dienstags bis sonntags statt. Die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung der Lehrkräfte übernimmt das namibische Bildungsministerium. 

Ndemofayo Kaxuxuena von EduVentures ist einer der Multiplikator*innen, die Fortbildungen für Pädagog*innen anbieten. Er erklärt, wie die Kurse Bildung für nachhaltige Entwicklung stärken: »Das Projekt verbindet mehrere Bildungszentren und Lehrkräfte miteinander. Die Vision ist, die Lehrkräfte zu stärken und sie zu Multiplikator*innen zu machen, damit sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen können. Wir helfen ihnen, Bildung für nachhaltige Entwicklung in ihren Unterrichtsalltag zu integrieren. Dazu vernetzen wir sie mit Umweltbildungszentren, die das Bewusstsein für Biodiversität, Klimawandel und andere Umweltthemen schärfen«, erklärt Kaxuxuena.

Am ersten Tag steht das gegenseitige Kennenlernen auf dem Programm. Des Weiteren stellen Kaxuxuena und sein Team die Schwerpunkte der Bildung für nachhaltige Entwicklung vor, wie die Agrarökologie, die politische Bildung und den One-Health-Ansatz. Dabei gehen sie auch auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein.

Dann heißt es: Schnell sein lohnt sich, denn das von EduVentures und NID entwickelte Spiel zu den UN-Nachhaltigkeitszielen erfordert schnelles Denken und Handeln. Das Spiel wurde in die lokalen Sprachen Oshiwambo, Otjiherero, Rukwangari und Afrikaans übersetzt.

Lehrkräfte legen einen Schulgarten an.
Lehrkräfte legen einen Schulgarten an.

Am zweiten Tag liegt der Fokus auf der politischen Bildung. Die weiten Wege in Namibia und der schlechte Zustand der Infrastruktur erschweren Vernetzungen von Angesicht zu Angesicht ebenso wie über das Internet. In Kooperation mit den Umweltbildungszentren schaffen Kaxuxuena und sein Team einen Rahmen, in dem sich die Pädagog*innen kennenlernen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen untereinander erweitern können. Diese Vernetzung geht auch über das Training hinaus. Der alltägliche Austausch gelingt unter anderem in Messenger-Gruppen.

»Die Gruppenexkursionen finden donnerstags statt. An diesem Tag gehen wir raus in die Natur und lernen dort über die Umwelt und wie wir sie in unsere Klassenzimmer bringen können. Beim Ausflug zum Ozean fahren wir mit dem Boot aufs Meer und lernen den Lebensraum von Pinguinen und anderen Tieren kennen«, erläutert Kaxuxuena.

Der letzte Tag thematisiert, wie die teilnehmenden Lehrkräfte das Gelernte an ihren Schulen umsetzen können. Die Rückmeldung ist positiv. Shazibenga Namakolo, Lehrerin an der Lusese-Schule in der Zambesi-Region ganz im Nordosten, betont den praktischen Nutzen der vermittelten Inhalte: »Wir haben viel über gemeindebasiertes Management natürlicher Ressourcen erfahren. Ich habe gelernt, wie ich meinen Schüler*innen beibringen kann, wie sie die natürlichen Ressourcen in ihrer Umgebung mit ihren Dorfgemeinschaften verwalten können.«

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