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Klimaprotest: Lage der Hungerstreikenden in Berlin spitzt sich zu

Nach einem Kreislaufzusammenbruch befindet sich ein Klimaaktivist im Krankenhaus. Ein zweiter wurde nach einem kurzen Klinikaufenthalt entlassen

Die Lage der Hungerstreikenden im Berliner Invalidenpark befindet sich an einem »äußerst kritischen Punkt«, teilte die Sprecherin der Kampagne, Marlen Stolze, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit. Am Vorabend berichtete die Gruppe »Hungern bis ihr ehrlich seid«, dass Michael Winter – seit 31 Tagen im Hungerstreik – ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Er war für einen Gerichtsprozess nach Bayern gereist und erlitt dort einen Kreislaufzusammenbruch. Aktuell überlegten die Ärzte, Winter auf die Intensivstation zu verlegen, so Stolze.

Es ist nicht der erste medizinische Notfall bei dem seit März andauernden Klimaprotest: Bereits am Mittwochvormittag wurde der 35-jährige Tin ins Krankenhaus gebracht. Der Aktivist verweigert seit 17 Tagen die Nahrungsaufnahme. Auch er erlitt einen Kreislaufzusammenbruch, konnte die Klinik aber noch am selben Tag verlassen.

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Letzte Woche verkündete die medizinische Unterstützungsgruppe, dass sie die medizinische Begleitung von Winter nicht mehr gewährleisten kann. Mit einem BMI von 16 sei er zu stark untergewichtig. Der Sozialpsychiatrische Dienst sei informiert worden, auch um Verantwortung an den Staat abzugeben. Für die restlichen Aktivisten steht das Supportteam weiter zur Verfügung. Zu den Hungerstreikenden gehören neben Tin und Winter: Wolfgang Metzeler-Kick (seit 71 Tagen im Hungerstreik); Richard Bluse (seit 53 Tagen im Hungerstreik); Adrian Lack befindet sich seit zehn Tagen im »schweigenden Hungerstreik« – er kommuniziert nur mit Stift und Papier. Auf der Pressekonferenz verkündete zudem Titus Feldmann seinen Einstieg in den Hungerstreik. »Die Zeit für Worte ist fast abgelaufen, deshalb habe ich mich entschlossen, jetzt stattdessen Taten sprechen zu lassen«, so der 41-Jährige.

Hungerstreik statt Straßenblockaden

Die Gruppe »Hungern bis ihr ehrlich seid« fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Regierungserklärung, in der er die Gefahren der Klimakatastrophe anerkennt. Er soll unter anderem verkünden, dass der »Fortbestand der menschlichen Zivilisation« durch die Klimakatastrophe »extrem gefährdet« und deshalb ein radikales Umsteuern notwendig sei. Wissenschaftler*innen der Scientists for Future Deutschland stellten sich inhaltlich hinter die Forderungen der Hungerstreikenden, distanzieren sich aber von der Protestform.

Im April hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mitgeteilt, der Kanzler werde den einzelnen Forderungen nicht folgen. Trotzdem würden sich die Besuche von Politikern mehren, hieß es auf der Pressekonferenz. Richard Cluse sagte dem »nd«, bisher hätten vor allem Bundestagsabgeordnete der Grünen und Linken das Camp besucht. Er bezeichnete den Kontakt mit den Politiker*innen als »Sondierungsgespräche« und teilte mit, dass manche Abgeordneten angeboten hätten zu vermitteln. Sprecherin Stolze ergänzte: »Vieles halten wir noch innerhalb der Kampagne zurück, um den Verlauf der Gespräche nicht zu gefährden.« Viel Hoffnung auf einen Erfolg des Protests habe er aber nicht, sagte Tin. Trotzdem würde er sich nicht auf einen Kompromiss einlassen: »Ich bin bereit, mein Leben einzutauschen für das Leben so vieler Menschen.«

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