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- Deutschland nun gegen Ungarn
Die Tücken der zweiten EM-Hürde
Wird’s noch mal kompliziert? Die DFB-Elf muss nach dem starken Start an diesem Mittwoch gegen Ungarn ran
Wer als Fußballer, ob Hobbykicker oder Profi, jemals einen Abstecher in die Leichtathletik zum Hürdenlauf gewagt hat, weiß um die Tücken dieser Disziplin. Vor der ersten Hürde ist die Anspannung besonders groß, weil das Hindernis mit seiner Höhe von 106,68 Zentimetern bei den Männern ziemlich einschüchternd wirken kann. Doch hat man die erste Hürde unfallfrei überwunden, kommt die noch größere Herausforderung, es bei der zweiten Hürde gleichzutun. Die Schwierigkeit liegt darin, den Laufrhythmus zu halten.
An diesem Mittwoch steht für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das zweite Gruppenspiel bei der EM an. In Stuttgart kommt es zum Vergleich mit den Ungarn, die ihre erste Partie gegen die Schweiz vor allem wegen mehrerer Fehler in der Abwehr 1:3 verloren haben. Mit einem weiteren Sieg nach dem 5:1 gegen Schottland könnte das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon ins Achtelfinale einziehen. Doch die Geschichte lehrt, dass sich zweite Gruppenspiele oft als kompliziert erwiesen haben.
Auch deshalb sind sie beim DFB gewarnt vor der zweiten Hürde, obwohl sie die erste, Schottland, locker genommen haben. Der erfahrene Thomas Müller hat aber noch am späten Freitagabend im Freudentaumel auf die Gefahren des zweiten Gruppenspiels hingewiesen. All jene, die wie er schon länger dabei seien, wüssten: »Egal, wie du das erste Spiel gespielt hast, im zweiten kommt wieder ein Gegner und macht dir das Leben schwer.« Auch und gerade dann, wenn der Auftakt super gelaufen ist. Müller erinnerte beispielhaft an die WM 2014 in Brasilien, bei der die DFB-Elf mit einem 4:0 gegen Portugal gestartet war. »Wir hatten immer tolle Gefühle, aber dann haben wir gegen Ghana 2:2 gespielt«, sagte Müller.
Für den 34 Jahre alten Routinier des FC Bayern ist es bereits das siebte Turnier mit der Nationalmannschaft. Gleich bei seiner ersten WM vor 14 Jahren in Südafrika machte er die Erfahrung, welche Tücken die zweite Hürde bereithält. Nach einem 4:0-Auftaktsieg gegen Australien folgte eine 0:1-Niederlage gegen Serbien. Blättert man sich durch die vergangenen Turniere, verpassten deutsche Mannschaften allein seit dem Gewinn des dritten und bislang letzten EM-Titels 1996 im zweiten Gruppenspiel in neun von 13 Fällen einen Sieg. Besonders scharf fiel der Kontrast auch bei der WM 2002 aus, als auf ein 8:0 gegen Saudi-Arabien ein 1:1 gegen Irland folgte. Torlose Unentschieden im zweiten Gruppenspiel gegen die Außenseiter Lettland (EM 2004) und Polen (EM 2016) waren zur allgemeinen Ernüchterung ebenfalls schon dabei. Das galt beinahe auch für die Heim-WM 2006, als die deutsche Elf nach dem 4:2-Auftaktsieg gegen Costa Rica in München im zweiten Spiel gegen Polen in Dortmund erst in der Nachspielzeit zum 1:0-Sieg traf.
Nun soll in Stuttgart mit der Regel gebrochen werden, wonach sich deutsche Mannschaften in zweiten Gruppenspielen meist schwertun. Nagelsmann ist jedenfalls »guter Dinge, dass wir gegen Ungarn gewinnen können«. Der Bundestrainer versprach: »Wir versuchen, ein ähnlich gutes Spiel zu machen wie gegen Schottland.« Den Mahner möchte der 36-Jährige nicht geben, sondern lieber die perfekte Welle nach dem 5:1 weiterreiten. Seine erfahrensten Spieler aber warnen vorsichtshalber. Toni Kroos erwartet »ein deutlich schwereres Spiel«, auch Manuel Neuer prognostiziert, gegen die »sehr unangenehme Mannschaft« der Ungarn werde es »eine andere Nummer«. Kroos und Neuer sind wie Müller schon seit der WM 2010 dabei, auch sie haben also manch Enttäuschung in zweiten Gruppenspielen erlebt. Diesmal aber wolle man »im Flow bleiben«, sagt Neuer, und auch mit der Serie von zuletzt drei sieglosen Spielen gegen Ungarn brechen.
Aus dem Hürdensprint übertragen auf den Fußball lässt sich vielleicht der Hinweis, dass es nicht zielführend ist, die Hindernisse in einem möglichst hohen Bogen zu überspringen. Vielmehr sind jene am schnellsten, die die zehn Hürden in einer möglichst flachen Kurve überlaufen. Im Fußball könnte das in etwa bedeuten: nicht zu viel wollen, ruhig und konzentriert bleiben, flach spielen und bestenfalls hoch gewinnen. Die gute Nachricht zudem: Bis zum Titelgewinn müsste die DFB-Elf nur sieben Hürden überwinden, in 31 Tagen.
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