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Daniel Hagari: Der Störenfried
Israels Armeesprecher Daniel Hagari widerspricht öffentlich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
Er ist das Gesicht für die Zuschauer, wenn im israelischen Fernsehen über den Gaza-Krieg berichtet wird: Israels Armeesprecher Daniel Hagari. Er kommentiert die Militäreinsätze, führte die Zuschauer mit der Kamera durch die von der Armee entdeckten Tunnel unter dem Gazastreifen und rechtfertigt das brutale Vorgehen der israelischen Armee. Lügen gehört zu seinem Geschäft, widersprechende Informationen zu leugnen auch.
Völlig überraschend hat sich der 1976 geborene vierfache Familienvater Hagari gegen seinen Regierungschef gestellt, ihm öffentlich widersprochen: Nein, sagte er im TV-Sender Channel 13, die Hamas könne man nicht komplett vernichten. Genau das aber hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bislang als Kriegsziel ausgegeben. »Die Hamas ist eine Idee, sie ist eine Partei. Sie ist in den Herzen der Menschen verwurzelt. Wer glaubt, wir könnten die Hamas ausschalten, irrt sich«, erklärte Hagari am Mittwochabend im TV-Interview. Man müsse auf politischer Ebene eine Alternative für die Hamas finden, um sie im Gazastreifen zu ersetzen. Andernfalls werde die islamistische Terrortruppe weiterbestehen; über die Zerstörung der Hamas zu reden, führe die Öffentlichkeit in die Irre.
Sollte Hagari seinen Vorstoß ohne Rückendeckung der Armeeführung vorgenommen haben? Wohl kaum, denn das könnte ihn die Karriere kosten. Das Militär streut zunehmend Zweifel an Netanjahus Kriegskurs. Seit 1995 gehört der in Philosophie und Diplomatie ausgebildete Hagari der Armee an, leitete von 2013 bis 2015 das Büro des damaligen Generalstabschefs Benny Gantz. Der hat jüngst das Kriegskabinett verlassen, weil er von Netanjahu eine Nachkriegsperspektive erwartete – ähnlich wie jetzt Hagari. Ein Zufall?
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