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Supercoop im Wedding: Weg von Psychologiepreisen

In Berlin besitzen 1500 Menschen als Genossenschaftsmitglieder Anteile eines Supermarktes

Mitglieder der Genossenschaft stöbern nach Waren in der »Supercoop«
Mitglieder der Genossenschaft stöbern nach Waren in der »Supercoop«

Ein wiederholtes Schnalzen hallt durch die großen Gänge. Im 700 Quadratmeter großen Supermarkt »Supercoop« ist der Song »Make me feel« von Janelle Monaé zu hören. Besonders viel Kundschaft, die beim Einkaufen zu Monaés Melodie tanzen könnten, ist allerdings nicht unterwegs. Wie auch – im nachhaltigen Supercoop können nur jene einkaufen, die auch Genossenschaftsmitglieder sind.

»Mittlerweile haben wir 1500 Mitglieder, das gibt ein tolles Gemeinschaftsgefühl«, sagt Johanna Kühner, eins der 40 Gründungsmitglieder und Vorständin der Supercoop. Sie ist auch eine der fünf Festangestellten dieses Supermarktes, hauptsächlich ist sie aber Studentin der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Berlin. Sie und andere Mitgründer*innen hatten bereits 2018 die Idee, einen Supermarkt genossenschaftlich organisiert zu betreiben. Mit zunehmender Zeit wurden ihre Überlegungen immer konkreter. Die Supercoop, wie es sie heute gibt, existiere seit Mai 2022. »Coop« ist die englische Bezeichnung für eine Genossenschaft.

Auf dem ersten Blick wirkt Supercoop wie ein konventioneller Bio-Supermarkt: Im Eingangsbereich stehen Körbe mit Obst und Gemüse, daneben Kühlregale mit Tierprodukten. In einem anderen Schrank stehen diverse Fleischersatzprodukte, auch Reinigungs- und Küchenartikel hat der Laden im Angebot. In einer Ecke hinten links stehen Behälter mit unverpackten Lebensmitteln. Dann aber beginnt ein paar Regale dahinter das Lager, das vom Supermarkt aus frei betretbar ist. Da alle Käufer*innen auch mitarbeiten, seien die Grenzen zwischen Laden und Lager fließend, so Kühner.

Es geht auch anders

Der tägliche Strom an Nachrichten über Krieg, Armut und Klimakrise bildet selten ab, dass es bereits Lösungsansätze und -ideen, Alternativprojekte und Best-Practice-Beispiele gibt. Wir wollen das ändern. In unserer konstruktiven Rubrik »Es geht auch anders« blicken wir auf Alternativen zum Bestehenden. Denn manche davon gibt es schon, in Dörfern, Hinterhöfen oder anderen Ländern, andere stehen bislang erst auf dem Papier. Aber sie zeigen, dass es auch anders geht.

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»Bis zum 14. Juli haben wir jeden Samstag Tag der offenen Tür«, erklärt die Gründerin auf die Frage, ob auch Unbeteiligte in der Supercoop einkaufen dürfen. Danach sei der Supermarkt immer jeden ersten Samstag des Monats offen. An solchen offen Tagen dürften Nicht-Mitglieder den Supermarkt beschnuppern und überlegen, ob sie Mitglied werden möchten. Für diejenigen, die sich über das Konzept informieren wollen, liegen im Eingangsbereich Flyer parat, aneinandergereiht neben den Frischwaren.

Was ist der Vorteil eines solchen Supermarktes? »Ein wichtiger Unterschied zum konventionellen Supermarkt ist unsere Preisstruktur«, erklärt Kühner. So erhalte jedes Produkt den gleichen Aufschlag mit gleichem Prozentsatz auf den Einkaufspreis, 26 Prozent auf Trockenware und 30 Prozent auf Obst und Gemüse. »So können wir immer zurückverfolgen, was die Produkte im Einkauf gekostet haben. In einem normalen Supermarkt ist das ja sehr intransparent.« So sei besonders Obst und Gemüse im Supercoop günstiger als in einem konventionellen Bio-Supermarkt, weil es dort hohe Aufschläge gibt. Hingegen sei in der Supercoop nachvollziehbar, wie sich der Preis der Waren zusammensetzt, und der Preis werde auch nicht auf- oder abgerundet: »Unsere Produkte enden nicht auf 99 Cent. Wir verzichten auf Psychologiepreise«, sagt Kühner.

»Unsere Produkte enden nicht auf 99 Cent. Wir verzichten auf Psychologiepreise.«

Johanna Kühner
Vorstand Supercoop

Die Mitgründerin und andere Mitglieder seien zuvor »ähnlich frustriert von der Intransparenz und von der Marktmacht« gewesen, erklärt Kühner ihre Motivation zur Gründung. Sie habe als Studentin lange mit sich gerungen: Möchte sie auf ihren Geldbeutel achten und günstig einkaufen oder ihren Werten nachgehen und nachhaltig konsumieren? Mit Supercoop muss sie sich nicht mehr entscheiden.

Discounterpreise kann Supercoop allerdings nicht bieten. »Die verhandeln ja teilweise richtig krass mit ihren Lieferanten, um die Preise zu drücken. Das wollen wir gar nicht«, so Kühner. Den Druck, den große Supermärkte auf Lieferant*innen ausüben, um Preise senken zu können, will sie nicht mehr unterstützen. Schließlich schüfen Menschen, die täglich Lebensmittel produzieren, die Lebensgrundlage aller, sagt Kühner. »Wenn wir sie nicht gut behandeln, wird es schwer mit unserer Versorgung.«

Doch auch die Versorgung des Supermarktes ist kritisch. Mit 1500 Mitgliedern ist Supercoop weit davon entfernt, finanziell unabhängig zu sein. Derzeit kann sich der Supermarkt durch Darlehen einer Bank sowie von Mitgliedern über Wasser halten. Kühner hofft daher auf mehr Menschen, die in die Genossenschaft eintreten wollen. Das klappe gut durch Mund-zu-Mund-Propaganda, sagt sie. Manchmal hat Supercoop auch einen Standplatz auf einem Markt, da sei der nächste im September geplant.

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