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U-Bahnlinie 8: Lästige wegwischen?
Sicher muss es für alle sein
Sauber und sicher, so kämen gern alle Berliner*innen von A nach B. Dass die U-Bahnlinie 8 kein Ort ist, an dem man freiwillig nach der Fünf-Sekunden-Regel die auf den Boden gefallene Käsestulle isst, ist allen klar. Darum sind sich alle einig, dass es spitze ist, wenn mehr Reinigungskräfte die U8 »einmal wirklich wischen«, wie Franziska Giffey (SPD) es anlässlich der Verlängerung des BVG-Projekts »Reinigungsstreife« sagte.
Als »erfreulich« bewertete der Verkehrssenat auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek hin nun die »Reinigungsstreife«, wie dem »Tagesspiegel« zu entnehmen ist. Kapek kritisierte den Senat, sich seiner Verantwortung zu entziehen, und fordert ein Gesamtkonzept für saubere und sichere Bahnhöfe.
Die Antworten auf ein Gesamtkonzept kann der Senat auf zahlreichen Plakaten am Görlitzer Park oder dem Leopoldplatz, in Pressemitteillungen von sozialen Trägern wie Gangway oder Fixpunkt und auf den Flyern von sozialen Nachbarschaftsinitiativen lesen: Soziale Probleme brauchen soziale Lösungen.
Statt die BVG für mehr Reinigungs- und Sicherheitskräfte Millionen blechen zu lassen und das Aufgabenprofil der Polizei zu erweitern, damit diese Obdachlose, Drogenabhängige und psychisch Kranke aus den Bahnhöfen der U8 scheucht, könnte der Senat nachhaltig arbeiten. Das fängt damit an, die soziale Infrastruktur nicht durch Kürzungspolitik zu zerstören, und endet bei der großen Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Sicher und sauber von A nach B zu kommen, heißt eben auch, Orte zu haben, an denen ich erwünscht bin – um zu schlafen, Hilfe zu bekommen oder einfach nur um zu sein.
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