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Ölkonzerne: Zukunftsträume der Energieriesen
BP sagt in einem neuen Bericht höheren Öl- und Gasverbrauch voraus
Der Energieriese BP hat Sonderabschreibungen in Milliardenhöhe angekündigt. Analysten gehen davon aus, dass es dabei auch um die Raffinerie in Gelsenkirchen geht. Denn der britische Konzern will den Standort verkleinern, da ihm zufolge die Kosten in Deutschland zu hoch sind und die Nachfrage hierzulande sinkt. Raffinerien in Europa sehen sich zugleich einem steigenden Wettbewerbsdruck durch Importe aus dem Nahen Osten sowie Asien ausgesetzt. Dort wird die Rohöl-Verarbeitung hochgefahren.
Dabei hat BP in seinem »Energy Outlook 2024« gerade erst seine Prognosen zur Nachfrage nach Erdöl und Erdgas erhöht. Basierend auf den derzeitigen Trends geht man davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage 2035 bei 98 Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) am Tag liegen wird. Das entspricht in etwa dem Verbrauch zurzeit, liegt aber fünf Prozent höher als die Vorhersage im letztjährigen Ausblick. Gegenüber diesem prognostiziert BP zugleich höhere CO2-Emissionen in den kommenden Jahren. »Trotz der deutlich gesteigerten Ambitionen der Regierungen sind die CO2-Emissionen seit der Pariser Klimakonferenz 2015 in jedem Jahr gestiegen, außer im (Corona-)Jahr 2020.« Selbst im Jahr 2050 erwartet BP noch einen täglichen Ölverbrauch von rund 80 Millionen Barrel.
Der »Energy Outlook« von BP gilt in der Branche trotz konkurrierender Berichte der Vereinten Nationen, der Internationalen Energie-Agentur oder des wirtschaftsnahen Weltenergierats als Standardwerk. Zur Begründung der höheren Nachfrage verweist der Ölkonzern auf den steigenden Wohlstand und Lebensstandard in vielen größeren Schwellenländern. Die Erdölnachfrage für den Verkehrssektor könne zwar weltweit abnehmen, dafür werde die petrochemische Industrie aber mehr nachfragen.
Die Nachfrage anheizen dürfte auch die erwartete Zunahme der Weltbevölkerung. Derzeit leben mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde. Erst ab dem Jahr 2084 wird laut UN-Prognosen die Weltbevölkerung schrumpfen – bei dann knapp zehn Milliarden Menschen.
Selbst im Jahr 2050 erwartet BP noch einen täglichen Ölverbrauch von rund 80 Millionen Barrel.
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Dennoch scheint BP, wie andere Öl-Multis auch, gerüstet für die neue grüne Energiewelt. »Die Herausforderung besteht darin – zum ersten Mal in der Geschichte –, von der derzeitigen Phase des Energiezuwachses in eine Phase der Energie-Substitution zu gelangen«, schreibt BP-Chefökonom Spencer Dale. Der Anstieg der globalen Nachfrage müsse zukünftig durch mehr kohlenstoffarme Energie befriedigt werden. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt erfordere eine Reihe anderer Energiequellen und -technologien, darunter kohlenstoffarmen Wasserstoff, moderne Bioenergie sowie Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung.
Dennoch werde Erdöl in den nächsten 15 bis 20 Jahren weiterhin eine wichtige Rolle im globalen Energiemix spielen, erwartet Dale. Die Aussichten für Erdgas hingen wiederum von der Geschwindigkeit der Energiewende ab, wobei die steigende Nachfrage in den Schwellenländern durch den Übergang zu kohlenstoffärmeren Energiequellen in den Industrieländern ausgeglichen werden müsse.
BP scheint solch optimistischen Tönen aber selbst nicht zu trauen. Der Energieriese fördert zurzeit mehr Öl und Gas als einmal geplant. Unter dem früheren Vorstandschef Bernard Looney hatte BP bis 2030 eine konzerninterne Kürzung von rund 40 Prozent angestrebt, vor allem durch den Verkauf von Öl- und Gasfeldern. Dann wurde dieses Ziel auf 25 Prozent verringert.
Allein hierzulande will das Unternehmen bis zum Ende der Dekade indes zehn Milliarden Euro investieren. »Deutschland ist ein Beispiel dafür, wie wir unseren ›Und, nicht oder!‹-Ansatz in die Tat umsetzen«, sagt Patrick Wendeler, Chef von BP Europa SE in Hamburg. So entwickelt der Konzern zwei Offshore-Windkraftprojekte in der Nordsee und errichtet an seinen Aral-Tankstellen Schnellladestationen für Elektroautos. Wendeler erwartet aber auch, dass BP in den 2030er Jahren immer noch eine starke Stellung in Produktion und Verkauf von konventionellen Raffinerieprodukten wie Kraftstoffen, Ethylen und Schmierölen haben werde – trotz Kürzungsplänen in Gelsenkirchen und allem Gerede von Energiewende.
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