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Shawan Jabarin: Terrorvorwurf einkassiert
»Corriere della Sera« zahlt palästinensischem Menschenrechtler Schadensersatz
Der 1960 im Westjordanland geborene Shawan Jabarin ist ein renommierter palästinensischer Menschenrechtler. Seit 2006 leitet er Al-Haq, die erste Menschenrechtsorganisation in der Region. Das hinderte Israel nicht daran, sie im Oktober 2021 zusammen mit weiteren fünf Organisationen als »terroristisch« einzustufen. Zur Begründung hieß es vom damaligen Verteidigungsminister Benny Gantz, Al-Haq arbeite verdeckt für bewaffnete Gruppen und missbrauche Hilfsgelder zur Terrorfinanzierung. Gantz legte dafür aber keine Beweise vor.
Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch verurteilten den Schritt als Angriff auf die Menschenrechtsbewegung. Auch das UN-Menschenrechtsbüro zeigte sich besorgt. Die USA und die EU forderten weitere Informationen von Israel. Anstatt den Terrorvorwurf ebenfalls kritisch einzuordnen, bezeichnete die italienische Tageszeitung »Corriere della Sera« auch den Al-Haq-Direktor Jabarin 2021 als »Terroristen«. Vorausgegangen war eine Anhörung im Parlament in Rom, zu der Jabarin und andere Vertreter der verbotenen palästinensischen Organisationen eingeladen waren.
In einem Artikel hat »Corriere della Sera« die israelischen Verleumdungen gegen Jabarin jüngst als »vollkommen durchschaubares Manöver« bezeichnet. Außerdem hat die Zeitung einem gerichtlichen Vergleich zustimmt, wonach Jabarin als Entschädigung für seine beschädigte Reputation 15 000 Euro erhält. Der Menschenrechtler will das Geld an Al-Haq und das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) spenden – das von Israel ebenfalls unter Terrorverdacht gestellt wurde.
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