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Kita-Personal oft krank
Fachkräfte fehlen rund 30 Tage im Jahr
Bielefeld. Erzieherinnen und Erzieher in den Kindergärten sind deutlich häufiger krank als Beschäftigte in anderen Berufsgruppen. Durchschnittlich war das Kita-Personal im vorigen Jahr an knapp 30 Tagen arbeitsunfähig, rund zehn Tage mehr als in anderen Berufsgruppen. Das geht aus einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Die Daten seien alarmierend, erklärte das Fachkräfte-Forum, in dem Pädagoginnen und Pädagogen sowie Leitungskräfte der Branche organisiert sind, weil in den Jahren 2021 und 2023 die Zahl der Krankentage um rund 26 Prozent angestiegen sei. Am häufigsten fällt das Personal wegen Atemwegserkrankungen aus, gefolgt von psychischen Erkrankungen, wie aus der Auswertung von Krankenkassen-Daten hervorgeht.
»Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis«, sagte Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung. »Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt.« An eine gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sei daher vielerorts gar nicht mehr zu denken. Das Fachkräfte-Forum appellierte, die pädagogischen Fachkräfte zu entlasten und die Ausfallzeiten durch Vertretungen aufzufangen.
Um Ausfallzeiten, die durch Krankheit, aber auch durch Urlaub und Fortbildungen anfallen, aufzufangen, bräuchte es laut Bertelsmann-Stiftung knapp 97 000 vollzeitbeschäftigte Kräfte zusätzlich. Kostenpunkt dafür: rund 5,8 Milliarden Euro jährlich. Das sind Summen, die das Familienministerium nicht auszugeben bereit ist. Das Bundeskabinett hat in der vorigen Woche ein weiterentwickeltes Kita-Qualitätsgesetz auf den Weg gebracht, das für die Jahre 2025 und 2026 jeweils zwei Milliarden Euro vorsieht.
Die Erziehungsgewerkschaft GEW blickt mit Sorge auf die hohen Krankheitsausfälle und sieht dadurch das Personal unter außerordentlichem Druck, der die Qualität in der frühkindlichen Bildung stark gefährde. »Schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern sind notwendig, um den Personalengpass zu beheben«, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag.
Eindringlich warnte sie davor, die Standards für pädagogische Qualifikationen zu senken, um die Personalnot zu kompensieren. In einigen westlichen Bundesländern gebe es besorgniserregende Tendenzen, nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vertretungspersonal einzusetzen. »Diese Entwicklung ist brandgefährlich«, betonte Siebernik.
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