Barrierefreiheit: BVG verpasst eigene Ziele

Ein Fünftel der Berliner U-Bahnhöfe bleibt für Behinderte unerreichbar

Ein Rollstuhlfahrer im U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße
Ein Rollstuhlfahrer im U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße

Berlin verfehlt – mal wieder – selbstgesteckte Ziele: Eigentlich sollten bis 2025 alle U-Bahnhöfe weitgehend barrierefrei ausgebaut werden. So heißt es in einer Mitteilung der BVG an den Senat aus dem Jahr 2022. Drei Monate vor Jahresbeginn sieht es nicht so aus, als wenn das noch möglich wäre. Nur 142 der 175 U-Bahnhöfe sind zurzeit barrierefrei erreichbar, wie aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek und Catrin Wahlen hervorgeht. Weitere sieben U-Bahnhöfe sind demnach stufenfrei über Rampen zu erreichen, die allerdings eine zu hohe Steigung aufweisen, um als barrierefrei zu gelten. Barrierefreiheit bedeutet, dass die Bahnhöfe ohne zusätzliche Hilfe für Menschen mit Behinderungen erreichbar sind. Neben den für Gehbehinderte notwendigen Fahrstühlen umfasst das etwa auch Beschriftungen in der Tastschrift Braille.

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Besser sieht es bei der S-Bahn aus: Von den 168 Berliner S-Bahnhöfen sind 162 barrierefrei erreichbar. Im November soll im S-Bahnhof Gehrenseestraße in Neu-Hohenschönhausen ein weiterer Fahrstuhl eröffnet werden. Damit wären dann 98 Prozent der Berliner S-Bahnhöfe barrierefrei. An sogenannten Mischbahnhöfen, wo sowohl S-Bahnen als auch Regional- und Fernverkehr Halt machen, sind nach Auskünften der Deutschen Bahn bereits jetzt alle Bahnhöfe barrierefrei erreichbar.

Immerhin stellt dies eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren dar. Seit 2017 seien insgesamt 91 neue Aufzüge in Betrieb genommen worden, gibt die BVG an, zuletzt am U-Bahnhof Platz der Luftbrücke in Kreuzberg. Bei der S-Bahn waren es im gleichen Zeitraum vier, zuletzt ein Fahrstuhl am S-Bahnhof Lichtenrade.

An den schon vorhandenen Aufzügen kommt es zudem immer wieder zu Ausfällen. 2023 kam es zu insgesamt 1638 Störungen an Aufzügen in U-Bahnhöfen, im ersten Halbjahr 2024 waren es 1012 Störungen. »Im überwiegenden Teil der Fälle wird die Störung in weniger als drei Tagen beseitigt«, heißt es dazu von der BVG. Weil bei manchen Schäden aber umständlich Ersatzteile bestellt werden müssen, könnten die Reparaturen teilweise auch deutlich länger dauern. Die beauftragte Wartungsfirma sei verpflichtet, gemeldete Ausfälle innerhalb von zwei Stunden zu begutachten. Bei der S-Bahn kam es nach DB-Angaben seit 2017 im Schnitt zu rund 50 Techniker-Einsätzen pro Tag. Bei einfachen Störungen laufe der Aufzug nach maximal vier Stunden wieder, bei komplexeren Problemen würden die Aufzüge im Regelfall innerhalb von vier Tagen wieder instandgesetzt.

In den kommenden Jahren wollen BVG und Deutsche Bahn weiter aufrüsten: In sieben U-Bahnhöfen seien zurzeit Fahrstühle im Bau, berichtet die BVG. Bei der S-Bahn soll bis Ende 2026 der Bahnhof Hirschgarten einen Fahrstuhl erhalten.

»Noch immer ist fast jeder fünfte U-Bahnhof nicht barrierefrei zugänglich«, kommentiert Antje Kapek die Antwort des Senats auf ihre Anfrage. »Rollstuhlnutzer*innen, Menschen mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck haben das Nachsehen.« In manchen Fällen, wie etwa am U-Bahnhof Moritzplatz, warteten die Anwohner bereits seit mehr als zehn Jahren auf einen Aufzug. »Das wird der Stadt nicht gerecht«, sagt Kapek. Es bräuchte Mobilitätsangebote, die für alle Berliner erreichbar seien.

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