- Politik
- UN-Generalsekretär
Tragische Figur
António Guterres lässt sich auch von Israel nicht einschüchtern
Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, lautet das Credo des ganz weit rechts angesiedelten Kabinetts von Benjamin Netanjahu. Wer dessen Erzählweise des vielschichtigen Konflikts im Nahen Osten nicht auf Punkt und Komma übernimmt, landet am Pranger. Zur Zielscheibe hat sich in den vergangenen Monaten besonders UN-Generalsekretär António Guterres gemacht, der Israels brutales Vorgehen im Gazastreifen klar verurteilte und alle Konfliktparteien mahnte, die Eskalationsspirale zu stoppen. Damit blitzte Guterres bei Israels Regierung ebenso ab wie mit seiner Forderung nach einem Waffenstillstand.
Das von Außenminister Israel Katz nun ausgesprochene Einreiseverbot gegen den UN-Chef, verbunden mit der wüsten Unterstellung, dieser würde »Terroristen, Vergewaltigern und Mördern der Hamas, der Hisbollah, der Huthis und nun auch des Iran« Rückendeckung geben, ist die bisher schärfste Attacke auf den höchsten Repräsentanten der Vereinten Nationen. Für ihren Absender ist die Missachtung internationalen Rechts und einer langen Liste von UN-Resolutionen zu Besatzung, Landraub und Diskriminierung der Palästinenser seit Jahrzehnten Staatsräson.
Guterres, der vor seiner Berufung zum Generalsekretär 2016 der Uno ein Jahrzehnt lang als Hoher Flüchtlingskommissar gedient hat, wird mehr und mehr zu einer Symbolfigur der Ohnmacht der angeblich Vereinten Nationen. Vor seiner UN-Karriere spielte Guterres, geboren 1949 in Portugals Hauptstadt Lissabon, eine wichtige Rolle in der nationalen Politik. Von der katholischen Jugend kam der studierte Elektrotechniker bereits vor dem Sturz des Faschismus 1974 zu den Sozialisten. 1976 zog Guterres ins Parlament ein. Von 1995 bis 2002 führte der PS-Chef auch zwei Regierungen Portugals als Premier an.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.