Neuer Immobilieninvestor: Preig AG auf Einkaufstour

Ein neuer Akteur am Berliner Wohnungsmarkt beunruhigt die Mieterschaft

Sanierte Altbauten in Moabit. Unter anderem in diesem Stadtteil hat sich die Preig AG Immobilien gekauft.
Sanierte Altbauten in Moabit. Unter anderem in diesem Stadtteil hat sich die Preig AG Immobilien gekauft.

Klimaneutralität und Erhalt des Wohnbestandes im Altbau. Das sind zwei zentrale Ziele, die die Preig AG auf ihrer Homepage benennt. Preig ist die Abkürzung von Plutos Real Estate Investment Group AG. Doch Mieter*innen von Häusern, die dem Immobilienkonzern gehören, sind aus anderen Gründen alarmiert und wenden sich an die Presse. Alle Mieter*innen, mit denen »nd« sprach, möchten aber anonym bleiben. »Die Preig AG ist uns erstmalig aufgefallen, als die Mietshäuser, in denen wir wohnen, von bisher privaten Eigentümern in den Besitz einer Aktiengesellschaft übergegangen sind«, erklärte eine Bewohnerin gegenüber »nd«.

Kauffreudiges Immobilienunternehmen

Tatsächlich ist der Wohnkonzern seit einiger Zeit auf dem Berliner Immobilienmarkt sehr kauffreudig. Im August 2024 teilte die Firmengruppe mit, dass sie seit Jahresbeginn acht Mehrfamilienhäuser in Berlin erworben habe. »Die Altbauten verfügen insgesamt über 250 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von mehr als 23 200 Quadratmetern.« Das Portfolio der Unternehmensgruppe aus Altbauten in »sehr guten Berliner Innenstadtlagen« bestehe nunmehr aus einer Gesamtfläche von mehr als 30 200 Quadratmetern, heißt es in der Pressemitteilung.

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Im Jahr 2024 soll der Besitz der Preig AG um etwa 60 Mehrfamilienwohnhäuser in Berlin mit insgesamt 1000 Wohneinheiten erweitert werden, wie sie auf ihrer Homepage mitteilt. Voraussichtlich 2025 ist dann der Börsengang der Preig AG geplant, ein Vorhaben, das das Misstrauen der Mieter*innen noch erhöht. Tragen doch börsennotierte Wohnkonzerne besonders stark dazu bei, dass die Mieten steigen.

Eine Strategie von Wohnkonzernen wie der Preig AG ist die Konzentration auf angesagte Stadtteile, wo die Immobilien besonders viel Gewinn bringen. So hat der Wohnkonzern etliche Mietshäuser mit Sanierungsrückstand in »aufstrebenden« Berliner Stadtvierteln übernommen. »Die neu erworbenen Häuser befinden sich alle in beliebten und aufstrebenden Kiezlagen der Hauptstadt, so etwa in Alt-Moabit und in der Bochumer Straße im Ortsteil Moabit, in der Schliemann- sowie der Raumerstraße in Prenzlauer Berg«, heißt es in der Pressemitteilung der Preig AG.

Mieter*innen werden aktiv

Mittlerweile sind auch Mieter*inneninitiativen aktiv geworden, die in der Preig AG einen weiteren Akteur der Gentrifizierung auf dem Berliner Wohnungsmarkt wittern. »Wir befürchten die Umwandlung der von uns gemieteten Wohnungen in Eigentumswohnungen, sobald die Berliner Umwandlungsverordnung Ende 2025 ausläuft«, fasst einer der Mieter die Sorgen der Bewohner*innen gegenüber »nd« zusammen.

Dass ihre Befürchtungen nicht grundlos sind, zeigt ein offener Brief, den der Vorstandsvorsitzende der Preig AG, Peyvand Jafari, 2020 an die CDU gerichtet hat. Er trägt die Überschrift »Eigentumsbildung fördern – Umwandlung zulassen«. Dort setzte sich Jafari vor vier Jahren vergeblich dafür ein, das Zustandekommen des Umwandlungsverbots gemäß Paragraf 250 Baugesetzbuch und in Folge die Berliner Umwandlungsverordnung zu verhindern. Wenn diese im kommenden Jahr ausläuft, würde eine wichtige Hürde wegfallen, um noch mehr Rendite am Berliner Wohnungsmarkt zu machen. Deshalb gehen schon jetzt Bewohner*innen der betroffenen Häuser in verschiedenen Stadtteilen an die Öffentlichkeit. »Eine Vernetzung der Mieter*innen untereinander wird aufgebaut. Dafür wurden Flyer in den Häusern verteilt«, schreibt die Mieter*innenvernetzung »Wem gehört Moabit?«.

Auch in anderen Stadtteilen haben sich Mieter*innen von Häusern, die von dem Wohnkonzern aufgekauft wurden, organisiert. Am vergangenen Donnerstag wurde eine Anfrage des Grünen-Politikers Johannes Mihram zur Preig AG in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte eingebracht. Der Baustadtrat des Bezirks, Ephraim Gothe, antwortete, dass seiner Behörde keine Informationen zur Anzahl der Häuser im Bezirk Mitte vorliegen, die im Besitz der Preig AG sind. Doch ein Blick auf die Homepage des Wohnkonzerns führe zu dem naheliegenden Verdacht, dass es sich um ein Unternehmen handele, das Mietwohnungen günstig aufkauft und dann modernisiert, um sie zu deutlich höheren Preisen zu vermieten oder weiterzuverkaufen, so Gothe. Die Mieter*innen wollen ihre Vernetzung fortsetzen und über die weiteren Pläne des Wohnkonzerns informieren.

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