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TV-Duell: Wahrer wird es nicht
Christof Meueler glaubt nicht an »TV-Duelle«
»Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen«, sangen Fehlfarben vor langer Zeit. Und hier eine Gegenfrage, ganz ohne Kitsch: Kennt man auch die Politiker, wenn man sie im Fernsehen sieht? Antwort: Nein, denn diese Auftritte sind weder großes Kino noch großes Tennis. Sie sind Teil des Showbusiness. Politische Inhalte spielen keine Rolle, es geht nur um die Inszenierung von Kompetenz und Persönlichkeit.
Das wird am absurden Gezerre um das »TV-Duell« der Kanzlerkandidaten einmal mehr deutlich. Recht hat nur Robert Habeck, der das ihm angebotene »Duell« mit Alice Weidel verweigert – zu unfein. Olaf Scholz und Friedrich Merz durfte er nicht zum »Triell« auffordern, obwohl die Grünen in den Umfragen fast genauso stark sind wie die SPD. Und sofort meldeten sich Christian Lindner und Sahra Wagenknecht, die Habecks »Platz« gegen die AfD-Chefin einnehmen möchten. Wie ähnlich sind sie sich?
Das wäre eine politische Frage. Wer aber Politik nach Talkshows bewertet, also danach, wer was wie sagt und welche Frisur, Brille oder Halskette dazu getragen wird, der oder die glaubt auch, dass zum Beispiel »Bild« der Wahrheit verpflichtet sei. Um mal ein angemessen plattes Beispiel zu wählen.
Und doch gibt es TV-Auftritte von Politikern, an die man sich erinnert, weil sie weh taten. Zum Beispiel als ein alles andere als nüchtern wirkender Gerhard Schröder 2005 die Wahl gegen Angela Merkel verloren hatte und ihr live erklären wollte, das Gegenteil sei der Fall. Sie hat sich nicht einschüchtern lassen. Denn sie wusste: ihre Show hatte gerade begonnen.
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