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Keine Schule für couragierte Antimilitaristen in Gotha

Zwei antimilitaristische Erwachsene erhalten zeitweisen Schulverweis

Mit diesem Protest haben zwei Männer in Gotha angeblich »den Schulfrieden gestört«.
Mit diesem Protest haben zwei Männer in Gotha angeblich »den Schulfrieden gestört«.

An der Staatlichen Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr in Gotha führt der Protest zweier Schüler gegen die Präsenz der Bundeswehr bei der Firmenkontaktmesse »Connect« zu einem sechstägigen Schulverweis. »Der Schulfrieden wurde wiederholt und bewusst gestört«, teilte die Schulleitung den Delinquenten nach deren »Anhörung« am Dienstag mit. Die erwachsenen Schüler müssten sich aber am »Distanzunterricht« beteiligen, so die Anordnung.

In den Tagen des Ausschlusses hätten beide »die Gelegenheit, über ihr eigenes Fehlverhalten nachzudenken«, heißt es in dem Schreiben. Das darin vorgeworfene Delikt: Die Fachschüler hatten am 4. April zu Beginn der Veranstaltung um den Bundeswehrstand herum pinke Luftballons der Deutschen Friedensgesellschaft verteilt, mit anwesenden Soldaten diskutiert und Informationsmaterial angeboten. Mit einem Banner »Bildung statt Bomben« kritisierten sie außerdem grundsätzlich die militärische Präsenz an Bildungseinrichtungen.

Nicht nur hätten die beiden eine Belehrung durch die Klassenlehrerin missachtet, sondern das besagte Transparent für einen Bericht in der »Thüringer Allgemeinen« sogar »in die Kamera gehalten«, beschwert sich die Leitung bei den beiden Schülern. Andere Absolvent*innen der Fachschule sähen die Bundeswehr als Arbeitgeber und teilten die Standpunkte der Protestierer nicht, heißt es in der Begründung für den Verweis, dem sich auch die Klassenkonferenz anschloss.

Angeblich habe die Schulleitung vorab angeordnet, dass Proteste nur außerhalb des Schulgebäudes stattfinden dürften. Die protestierenden Schüler betonen jedoch, von dieser Ansage nichts gewusst zu haben.

»In der Schule lernt man doch, wie wichtig Frieden ist, und dann darf die Bundeswehr an die Schule kommen, um hier Werbung zu machen – und das nach Afghanistan und Mali«, wird einer der Protestierenden von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) zitiert.

Bereits im Vorjahr hatte es an der Fachschule in Gotha einen ähnlichen Protest gegeben – dies wird in dem aktuellen Verweis als erschwerend angeführt. Die Schulleiterin Andrea Nette soll damals angedeutet haben, dass Schüler*innen, die mit der Präsenz der Bundeswehr nicht einverstanden seien, sich fragen könnten, »ob dies auch die richtige Schule« für sie sei – eine Formulierung, die als Androhung eines dauerhaften Schulverweises verstanden werden könne. Nette war für eine Stellungnahme für »nd« nicht zu erreichen und antwortete auch nicht auf Mails.

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