Falsch dargestellt

Zu »Praktische Solidarität mit Palästinensern«, 20.5., dasnd.de/1191330

  • Juliane Nagel, Leipzig
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Artikel »Praktische Solidarität mit Palästinensern« von Yaro Allisat stellt m.E. die Diskussionslage in Leipzig vollkommen falsch dar, verharmlost aber vor allem in der Tat aggressive, exklusive und auch – ja – antisemitische Elemente von Teilen des pro-palästinensischen Aktivismus. Aber das dahin gestellt, fühle ich mich als Protagonistin der Linken Leipzig falsch dargestellt. Das ließe sich vielleicht weglächeln, wenn nicht Shitstorms und Anfeindungen wellenförmig, auch jetzt wieder alltäglich wären.

Wenn Yallisat schreibt, dass ich »pro-palästinensische Gruppen immer wieder scharf (kritisiere) und ihnen Antisemitismus vor(warf)«, will ich klar entgegnen, dass ich genau eine pro-palästinensische Gruppe immer wieder scharf kritisiere, wegen ihres Antisemitismus. Das ist die im Artikel auch erwähnte Gruppe Handala. Diese Gruppe bezeichnet Israel systematisch als »europäische Siedlerkolonie«, hat den terroristischen Anschlag der Hamas am 7.10.2023 bejubelt, die Darstellung der Umrisse des israelischen Staates in palästinensischen Farben ist Standard. Zu verschweigen ist aber auch nicht das Vorgehen: Systematisches Anpragern ihrer Gegner in der Linken in Social Media, vor allem der Linkspartei, Störung des Wahlkampfauftaktes zur Landtagswahl unserer Partei in Leipzig, Störung von Diskussionsveranstaltungen, Gewalt gegen linke Räume und Menschen etc.

Die explizite Erwähnung von Michael Neuhaus und mir in diesem Artikel, der die Ambivalenzen und klaren Grenzüberschreitungen einfach unter den Tisch fallen lässt, hat in diesem Sinne m.E. auch einen klaren Zweck: uns weiter an den Pranger zu stellen, ohne unsere Positionen zu be- oder hinterfragen. Das finde ich wirklich bedenklich, bei aller Unterstützung einer differenzierten Darstellung der Lage in Nahost und in der deutschen Linken.
Juliane Nagel (MdL, Die Linke), Leipzig

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