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Russland und die Ukraine greifen sich gegenseitig mit Drohnen an
Die USA sind weiter unzufrieden mit den Kriegsparteien und suchen nach einem Ausweg
Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit massiven Drohnenangriffen überzogen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 174 Drohnen über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod und Tambow.
In der Großstadt Engels im Gebiet Saratow sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben, das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner seien aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. »Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen«, schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln. In Engels befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte.
Auch in der Region Brjansk gab es einen Einschlag in der Nähe eines Militärflugplatzes. Auf Videos von Anwohnern ist ein großer Feuerball zu sehen. Zudem sind mehrere Explosionen zu hören. In der Region Tambow wurde dem amtierenden Gouverneur Jewgeni Perwyschow zufolge ein Betrieb getroffen. Drei Menschen seien bei dem Einschlag verletzt worden. Nähere Angaben zu dem Betrieb gab es nicht.
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Russland greift mit Rekordzahl von Drohnen an
Die Ukraine ihrerseits sprach von über 400 Drohnen und Raketen – ein neuer Rekord –, mit denen Russland »fast in der ganzen Ukraine« angegriffen habe. Dabei kamen mindestens drei Menschen ums Leben und 50 weitere wurden verletzt.
Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete die Angriffe als »Antwort auf die terroristischen Akte des Kiewer Regimes«. Am vergangenen Wochenende hatte die Ukraine mit Drohnen Russlands strategische Bomberflotte angegriffen, dabei aber weit weniger Schaden verursacht, als von der ukrainischen Propaganda behauptet. Zudem stürzten in Südrussland zwei Eisenbahnbrücken ein, wobei mehrere Menschen ums Leben kamen. Moskau wirft Kiew vor, die Brücken gesprengt zu haben.
Nach dem ukrainischen Angriff war unklar, wie Moskau reagieren wird. Wladimir Putins tagelanges Schweigen führte sogar zu Spekulationen, Russland würde gar nicht direkt antworten. Zuletzt hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow indes angekündigt, Moskau bereite einen Gegenangriff vor. Im Telefongespräch mit US-Präsident Donald Trump soll Putin gesagt haben, er müsse »antworten«.
Laut russischen Quellen könnte der letzte massive Angriff Teil einer größeren russischen Antwort sein. Demnach zielten die Angriffe auf die Versorgungsketten und Infrastruktur der ukrainischen Armee hinter der Front. Damit könnte eine weitere Offensive der Streitkräfte vorbereitet werden. Zuletzt eroberten russische Truppen Teile des Gebiets Sumy und drangen bis auf 560 Meter an das Gebiet Dnipropetrowsk heran.
Ukraine wütend auf Trump
In Kiew ist man immer noch sauer auf Trump, weil er Russlands Reaktion weder zu verhindern versuchte noch verurteilen wollte. Stattdessen sprach der US-Präsident von einem »guten« Telefonat, bezeichnete Putin und Selenskyj als zwei Kinder, die sich zanken, und sprach davon, dass es keinen schnellen Frieden in der Ukraine geben wird.
Selenskyj bezichtigte Trump indirekt, Russlands jüngste Angriffe unterstützt zu haben. Der ukrainische Präsident begibt sich damit auf sehr dünnes diplomatisches Eis. Ukrainischen Medien zufolge waren die USA nicht über den Angriff auf die russischen Bomber informiert und auch nicht erfreut darüber. Direkt nach dem Angriff wurde der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, nach Washington zitiert.
Wie »The Atlantic« berichtet, diskutiert man in Washington, ob die Ukraine überhaupt noch unterstützt werden soll. Trump soll den Angriff auf die Bomber als Provokation aufgefasst haben, die die USA tiefer in den Konflikt ziehen soll. Und genau das will man in Washington nicht. Vielmehr sucht man nach einer Möglichkeit, sich aus der Ukraine zurückzuziehen, sollten solche Aktionen weitergehen und beide Seite weiterhin nicht gesprächsbereit sein. Mit Agenturen
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